Montag, 30. Mai 2016

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Grafik: Pixabay / Geralt - Lizenz
  • Mike Cohn: Don’t Estimate the Sprint Backlog Using Task Points

  • Eines meiner ersten Teams hatte ebenfalls die Idee eine Schätzung nach Task-Points zu machen, und dort habe ich es auch für einen sinnvollen Ansatz gehalten. Die Situation war allerdings eine besondere: alle Teammitglieder waren große Fans von Mob- oder Pair-Programming. Aus diesem Grund wurden fast alle Tasks gemeinschaftlich bearbeitet, weshalb es (analog zur Story) Sinn machte, eine neutrale Bewertungsmetrik zu haben. Dort wo es eher die Entwickler mit Schwerpunkten für Frontend, Backend, QA, etc. gibt, die auch alle in erster Linie ihre Spezialtasks bearbeiten, da macht es weit weniger Sinn.

  • Nature: A platform for the discovery of newmacrolide antibiotics

  • Vermutlich würden die sechzehn Verfasser dieses Nature-Artikels ihr Vorgehen nicht als agil bezeichnen (ich unterstelle einfach mal, dass sie den Begriff gar nicht kennen), letztendlich ist es aber genau das. Ausgangsproblem ist, dass Bakterienstämme durch Gewöhnung immer wieder gegen Antibiotika immun werden. Die neue Methode erlaubt es jetzt, die grundlegenden Moleküle nach einem Baukasten-System auseinanderzunehmen, zu modifizieren und wieder zusammenzusetzen. Der so enstandene Wirkstoff wird anschließend gegen die bekannten Bakterienstämme getestet. Ist er wirksam kann er in die Produktion gehen, ist er es nicht wird er erneut modifiziert und getestet, so lange bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist. Build, inspect and adapt in der Chemie.

  • Verena Töpper, Leo Widrich: "Wir veröffentlichen alle Gehälter im Internet"

    Irgendwie ist es ein journalistischer Reflex geworden, auf jede Firma anzuspringen, die ihre Gehälter transparent macht. Was ich an diesem Interview mit Leo Widrich interessant finde ist aber etwas völlig Anderes: ganz im Sinne der Idee selbstverwalteter Teams wurde in seiner Firma das Management abgeschafft - nur um ein halbes Jahr später wieder eingeführt zu werden. Das deckt sich mit meiner Erfahrung, dass viele Teams mit zu viel Freiheit schnell überfordert sind. Das heißt übrigens nicht, dass das so nicht geht, es geht eben nur seltener als erhofft. Leider.

  • Mark Poppenborg: Überwachung am Arbeitsplatz - wie sie in sechs Phasen entsteht [Edit: Link ist mittlerweile tot]

  • Treffend beschrieben von Mark Poppenborg. Was mir zusätzlich dazu von Zeit zu Zeit begegnet ist ein noch bemerkenswerteres Phänomen: selbstverwaltete Teams begeben sich selbst ohne Not in derartige Überwachungen hinein. Ähnlich wie in diesem Beispiel sind es zu Beginn durchaus rationale Beweggründe, zu denen allerdings bald etwas Verheerendes hinzukommt - das Bedürfnis nach Einzelfallgerechtigkeit. Sobald dem nachgegeben wird verstricken sich auch gute Teams in den absurdesten Regelwerken, denen irgendwann nur noch wie dem gordischen Knoten beizukommen ist: alles in Stücke hauen und wegwerfen.

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