Montag, 12. November 2018

Management 3.0

Bild: Pixabay / Monfocus - Lizenz
Einer der kleineren, trotzdem aber immer erfolgreicher werdenden agilen Ansätze ist das so genannte Management 3.0. Was das ist und wo es herkommt wäre eine Geschichte für sich, an dieser Stelle soll es aber zuerst nur um den Namen gehen. Schon hinter ihm versteckt sich nämlich ein für das Verständnis des Frameworks zentraler Punkt. Er definiert nicht nur was Management 3.0 ist, sondern auch was es nicht ist.

Wie man sich denken kann ist es eine Differenzierung von anderen Management-Praktiken. Dabei setzt es sich zuerst ab von der "herkömmlichen" Art Menschen und Unternehmen zu führen. In diesem Kontext wird diese Management 1.0 genannt und ist geprägt durch Hierarchiedenken, Herrschaftswissen, Command & Control und ähnlichen problematischen Vorgehensweisen.

Warum diese Vorgehensweisen problematisch sind ist aus einer agilen Perspektive klar: Hierarchien verhindern, dass sich die ausführende Ebene verantwortlich fühlt (und benimmt), Herrschaftswissen hält die Mitarbeiter dumm und führt so zu unklugen Entscheidungen, Command und Control verlagert den Ziel des Arbeitens weg von der Sinnerfüllung und hin zur Vorgabenerfüllung. So weit, so bekannt.

Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass es noch eine zweite Art von Management Praktiken gibt, die zwar in ihren Zielen etwas weiter ist, diese aber mit den bisher üblichen Methoden umsetzen will und aus diesen Gründen zwangsläufig daran scheitert. Letztendlich ist er damit nur der bessere unter den schlechten Ansätzen. Für ihn gibt es den Namen Management 2.0.

In der Realität sieht er so aus, dass z.B. Selbstorganisation angestebt wird, die aber dadurch umgesetzt werden soll, dass die dazu (angeblich) nötigen Strukturen den Mitarbeitern ungefragt übergestülpt werden. Klassiker in diesem Bereich sind die von oben angeordneten Einführungen von SAFe oder (Pseudo-)Spotify, was meistens nichts anderes ist als die Ersetzung alter Hierarchien und Kommandostrukturen durch neue.

Auch der Versuch eine neue Unternehmenskultur von oben vorgegeben und zentral gesteuert einzuführen ist eine Ausprägung von Management 2.0. Alleine die Idee, dass man Kultur durch Anordnung verändern könnte ist ein Missverständnis. Wenn dann noch paternalistische Aspekte dazukommen ("die müssen zu ihrem Glück gezwungen werden", "die werden noch verstehen warum das gut ist", etc.) ist kaum noch ein Unterschied zu Management 1.0 erkennbar. (siehe auch: agiler Marxismus und Leninismus)

Management 3.0 ist dagegen der Versuch alle Ebenen in Veränderungen und Entscheidungen einzubeziehen, und zwar nicht nur als Betroffene sondern als Beteiligte. Um das zu erreichen gibt es eine Vielzahl von Praktiken und Techniken die in ihrer Gesamtheit das Management 3.0-Framework ausmachen (z.B. Merit Money und Delegation Poker). Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie nicht angeordnet sondern gemeinsam durchgeführt werden sollen.

Mit der Benennung 3.0 erfolgt damit nicht nur eine Differenzierung zum "traditionellen" Management sondern ganz wesentlich auch zu denen, die zwar eigentlich das Richtige wollen, die Transition aber durch Bevormundung der Mitarbeiter und undifferenziertes Copy & Paste anderswo erfolgreicher Methoden umsetzen wollen. Ihnen die Management-Typen 1.0, 2.0 und 3.0 zu erklären kann schmerzhaft aber hilfreich sein und ist daher zu empfehlen.

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