Donnerstag, 23. Februar 2017

Kanban-Boards (box hide answer)

Bild: Flickr / Dennis Hamilton - CC BY 2.0
Manchmal kommen die kleinen Highlights ja unvermutet. Vor wenigen Tagen erreichte mich die Mail eines alten Studienfreundes, in der er sich unter anderem über ein Ärgernis aus seiner Arbeit aufregte. Zur Zeit ist eine Unternehmensberatung bei ihm in der Firma, die dort geradezu Ungeheuerliches macht:
Ich werde am 23.02. von einigen Consultants durchoptimiert. Die haben eine "tolle neue" Erfindung. Projektplanung und -übersicht mit Hilfe einer Tafel und Klebestickern, statt Excel-Tabellen oder MS Project. Man fasst es nicht, wofür wir Geld ausgeben...
Ich habe ihm mitgeteilt, dass diese "tollen neuen Methoden" auch zu meinem Berufsalltag gehören - bei unserer nächsten Begegnung sehe ich schon ein längeres Gespräch auf mich zukommen. In gewisser Weise in Vorbereitung darauf: warum machen wir das eigentlich, warum benutzen wir nach Möglichkeit Kanban-Boards statt Computerprogrammen?

Die Antwort darauf ist im Grunde nichts anderes als das "big Picture". Die Darstellung großer Wertströme durch verschiedene Phasen könnte man zwar auch digital umsetzen, es wäre dann aber kein Bildschirm groß genug um das alles so wiederzugeben, dass es auf einen Blick sichtbar ist. Jeder der schon einmal Excel, Jira, Redmine, Trello oder ein ähnliches Tool auf seinem Rechner gesehen hat kennt das Phänomen: immer ist irgendetwas ausserhalb des sichtbaren Bereichs. Erst durch ständiges Scrollen wird es sichtbar, wodurch sich aber andere Elemente aus dem Schirm herausbewegen. Es gibt sogar Abschnitte an denen man nur selten bis gar nicht vorbeikommt, und was dort hängt wirde gerne vergessen. Was noch dazu kommt: wenn der Rechner aus ist oder ein anderes Fenster geöffnet ist sieht man gar nichts mehr. Aus den Augen, aus dem Sinn, oder mit den Worten eines Toyota-Managers: "When you put problem in computer, box hide answer. Problem must be visible!"

Beispiele für große Boards habe ich auf meinen Projekten schon einige gehabt, und sie sind bis zu sechs Meter breit und bis zu zwei Meter hoch gewesen. Wie hätte man darauf navigieren wollen, wenn sich das irgendwo in digitaler Form befunden hätte? Wie oft hätten Aufgaben oder Probleme (zeitweise) in Vergessenheit geraten können wenn wir sie nicht permanent vor Augen gehabt hätten? Und wie wäre es uns gelungen Managern und Stakeholdern eine "schnelle Übersicht" zu geben, wenn wir dafür ewig hätten hin- und herscrollen müssen? Boards und Post Its sind zwar weder neu noch innovativ, für den Blick auf das Große Ganze aber unverzichtbar.

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