Kommentierte Links (LXVIII)
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[Edit: Der erste verlinkte Artikel war ursprünglich ein anderer, der aber mittlerweile gelöscht wurde]
Anthony Mersino: Stop Snowplowing in Agile
Am Anfang von Beratungs- und Projekteinsätzen gibt es immer wieder Momente in denen sich Probleme kondensiert zu erkennen geben. Anthony Mersino hat einen solchen erlebt als er bei einem Kunden erfuhr, dass die Sprintumfänge dort nach dem "Schneepflugsystem" festgelegt werden, was sich vielleicht als "Bugwellensystem" ins Deutsche übersetzen lässt. Dabei wird die nicht geschaffte Arbeit der Vergangenheit einfach zu den nächsten Sprints dazuaddiert, wodurch der "Schneehaufen" den die Teams vor sich herschieben immer grösser wird, bis sie darin stecken bleiben. Im Artikel werden das Phänomen und seine negativen Auswirkungen noch mit mehr Details beschrieben, alleine die Metapher ist aber gut genug um sie sich zur zukünftigen Verwendung zu merken.
Maarten Dalmijn: A pretty burn down chart usually means ugly Scrum
Ein Artikel bei dem die Überschrift eigentlich schon alles aussagt, zumindest für den der sich mit dem Thema beschäftigt hat. Der häufigste Grund dafür, dass Burn Down-Chartssich entlang der Ideallinie bewegen ist, dass alles wie geplant abgearbeitet wird. Der Grund dafür, dass nach Scrum gearbeitet wird ist aber, dass sich in einem komplexen Umfeld nicht alles wie geplant umsetzen lässt. Dass sich das beisst ist offensichtlich, und doch gibt es immer wieder Teams die auf ihre schönen Burndowns stolz sind. Maarten Dalmijn nennt vier wahrscheinliche Gründe dafür: Methodismus, kein Streben nach neuen Erkenntnissen, fehlende Lernbereitschaft, Risikoaversität. Nichts worauf man stolz sein sollte.
Avi Siegel: How to Choose a Product Prioritization Framework
Ein hilfreicher Text für Product Owner oder Teams die sich mit dem Priorisieren schwertun. Avi Siegel erklärt in ihm zuerst einige der verbreitetsten Priorisierungsmethoden: Aufwand/Ertrag-Matrix, RICE Score (Reach, Impact, Confidence, Effort), ICE Score (Impact, Confidence, Ease), Weigted Scoring (relative Gewichtung), Kano-Modell (Notwendigkeits/Begeisterungs-Matrix) und MoSCoW-Methode (Must have/Should have/Could have/Won’t have). Als nächstes versucht er alle genannten Ansätze in dem Zusammenzubringen was er sein "Meta-Framework" nennt. In der Anwendung stelle ich mir dieses Meta-Framework kompliziert vor, es sich anzuschauen hilft aber auf jeden Fall dabei die verschiedenen Dimensionen von Priorisierung besser zu verstehen.
Lisa Crispin: Shifting left & right in our continuous world
Wie Lisa Crispin es hier selbst sagt: die Begriffe "Shift Left" und "Shift Right" sind zu unklar definiert und werden daher zu oft falsch verstanden. In ihrer Definition beziehen beide sich darauf, dass die Qualitätssicherung aus ihrem Organisations- und Prozessphasen-Silo ausbricht und sich gemeinsam mit den (im klassischen Aufbau) vor- und nachgelagerten Einheiten zu crossfunktionalen Teams vereinigt. Vorgelagert sind dabei Design und Entwicklung, nachgelagert Release und Betrieb. Interessant ist dabei ihre Art das im DevOps/ContinuousX-Loop zu visualisieren. Etwas das man für Workshops mitnehmen kann.
Erich Bühler: Dealing with Psychopaths and Narcissists during Agile Change
Zu den Missverständnissen denen Gegner (und Befürworter) der agilen Frameworks regelmässig erliegen gehört, dass Veränderungen in Richtung Agilität zumindest auf den unteren Hierarchieebenen immer mit Offenheit (wenn nicht sogar Begeisterung) aufgenommen werden, da den Teams schliesslich mehr Freiheiten und weniger unbegründete Anweisungen gegeben werden. Die Realität ist leider häufig eine andere, immer wieder gibt es die sprichwörtlichen toxischen Personen an denen sich alles aufreibt. Erich Bühler nimmt sich dankenswerterweise dieses oft verschämt verschwiegenen Themas an.