Diversität
Der Sturm der in den letzten Tagen durch das Wasserglas der Tech-Industrie gegangen ist drehte sich um die Firma Google, genauer gesagt um deren Maßnahmen zur Diversitätsförderung. In
einem kontroversen und viralen Diskussionsbeitrag wurden diese von einem Mitarbeiter in Frage gestellt, da sie aus seiner Sicht zwar gut gemeint aber schlecht umgesetzt sind
[Edit: Da ich es anscheinend nicht deutlich genug formuliert habe - nein, ich teile diese Meinung dieses Herrn nicht]. Selbst in diesem Beitrag wird Diversität aber als etwas grundsätzlich Notwendiges betrachtet, eine Sicht der Dinge die immer populärer wird. Es stellt sich die Frage - warum ist das so? Warum ist Diversität unter den Mitarbeitern etwas Erstrebenswertes? Und bringt sie einem Unternehmen wirklich einen Mehrwert? Ja, das tut sie, und zwar aus mehreren Gründen.
Zunächst deshalb, weil diverse Teams in der Regel eine größere Vielfalt an möglichen Innovations- oder Lösungsoptionen erarbeiten können. Entgegen einer häufigen Annahme allerdings nicht weil Diversität das befördert sondern weil Gleichartigkeit das behindert. Je homogener eine Gruppe ist, desto einmütiger denkt sie und verhält sie sich. Dieses Phänomen,
das so genannte Group Think, wird durch diverse Teams aufgebrochen.
Als Zweites kommt ein wirtschaftlicher Aspekt dazu. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es nahezu fahrlässig wenn weite Teile der Bevölkerung einem Segment des Arbeitsmarktes nicht zur Verfügung stehen. Man muss dazu nicht nach Kalifornien blicken, es reicht ein Blick in eine Maschinenbau-, IT- oder Buchhaltungsabteilung eines beliebigen deutschen Unternehmens. Frauen und Gastarbeiter-Kinder sind hier sehr, sehr, selten. Angesichts zahlloser unbesetzter Stellen ist das ein Zustand den zu ändern sich lohnen würde.
Zuletzt kann Diversität zu einer besseren (weil ausgeglicheneren) Firmenkultur führen. Es ist ein tiefer Griff in die Klischee-Kiste, aber rein männliche Teams neigen häufig zu einer gewissen Ruppigkeit im Umgang, Teams aus älteren Mitarbeitern hinterfragen Routinen seltener und rein deutsche Teams sind tendenziell weniger sensibel gegenüber kulturellen und religiösen Befindlichkeiten ausländischer Mitarbeiter (und Kunden). In diversen Teams ist all das meistens besser.
Natürlich ist Diversität nicht die Wunderlösung für alles, die gibt es nicht. Gerade in agil arbeitenden Unternehmen, solchen also in denen Offenheit und Anpassungsfähigkeit eminent wichtig sind, ist sie ein wichtiger Baustein für Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit. Dass man damit auch Kontroversen auslösen kann zeigt das oben genannte Beispiel Google
[Edit: Siehe dazu auch diesen Beitrag in der Zeit, diesen aus der FAZ oder diesen aus der New York Times]. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich auch hier mittels Inspect & Adapt eine Lösung finden lassen wird.