Dienstag, 13. Mai 2025

120. Scrumtisch Bonn

Jubiläum, Jubiläum! Der bonner Scrumtisch wird 10 Jahre alt, und da er monatlich ausgerichtet wird bedeutet das folgerichtig, dass er heute Abend zum 120sten mal stattfindet. Selbst wenn ich es natürlich nicht jedes mal geschafft habe an ihm teilzunehmen, biin ich von Anfang an dabei gewesen, in den ersten Monaten noch als normaler Teilnehmer, später dann als Teil des Organisationsteams, und das bis heute. Darum an dieser Stelle ein kleiner Blick zurück.


Was den Scrumtisch in Bonn von Anfang an ausgemacht hat, ist zunächst sein Format gewesen. Mit einer einzigen Ausnahme hat er jedes mal als Open Space oder Lean Coffee stattgefunden. Wie genau dieses Format abläuft habe ich hier beschrieben, der zentrale Punkt dabei ist aber, dass es keine vorbereitete Agenda, Themenliste oder Redner-Auswahl gibt. Stattdessen kann jeder das Thema mitbringen, dass ihn gerade bewegt und zusammen mit den anderen diskutieren.


Ein weiterer Punkt der für diese Veranstaltungsreihe prägend gewesen ist, sind seine ständig welchselnden Gastgeber. Anders als es der Name vermuten lässt findet der Scrumtisch nicht in einer Kneipe statt, sondern in Unternehmen die selbst nach Scrum (oder einem anderen agilen Framework) arbeiten. Dadurch kommen immer wieder neue Impulse auf, da die Gastgeber in der Regel bereit sind, Einblicke in die jeweils eigene Art des agilen Arbeitens zu gewähren.


Der mit Sicherheit wichtigste unter den Faktoren, die dafür gesorgt haben, dass es den bonner Scrumtisch nach 10 Jahren noch gibt, ist die lokale Community aus Frenden und Anwendern von Scrum, Kanban, DevOps & Co, die wiederum dadurch bedingt ist, dass es in Bonn eine wesentlich grössere Digital-Wirtschaft gibt als man von Aussen vermuten würde. Von der Regierungs-IT und die Staatsunternehmen über Mittelstand, und Versicherungen bis hin zu Startups ist alles dabei.


Natürlich gäbe es noch viel mehr zu erzählen, von den Anfängen als Spinnoff des Scrumtisch in Köln über das langsame Wächstum der nächsten Jahre und die virtuelle Durchführung während der Corona Lockdowns bis hin zu den negativen und positiven Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise. Aber das ist viel besser in Gespräch und Diskussion möglich, weshalb es sich anbietet, das heute Abend auf dem 120. bonner Scrumtisch selbst zu machen. Vielleicht sehen wir uns da?

Donnerstag, 8. Mai 2025

Deine Muda: Inspect ohne Adapt

Bild: Unsplash / Glenn Carstens-Peters - Lizenz

Elfter Teil der Deine Muda-Serie. Neben den sieben klassischen Mudas (無駄), also den nicht gewinnbringenden (und aus diesem Grund zu vermeidenden) Tätigkeiten des Toyota Production System, können auch weitere Mudas identifiziert werden. Welche das sind kann je nach Unternehmen und je nach Kontext unterschiedlich sein, weshalb diese hier nicht den Anspruch erheben kann kanonisch zu sein. Ressourcenverbrauchend und nicht gewinnbringend ist sie trotzdem: Inspect ohne Adapt.


In gewisserweise handelt es sich bei dieser speziellen Ausprägung um eine (wenn nicht sogar die) "agile Muda", da sie vor allem im Umfeld von (schlecht laufender) agiler Produktentwicklung anzutreffen ist. Sie liegt vor, wenn zwar regelmässig nach Verbesserungspotentialen oder Dysfunktionen gesucht wird, ein Auffinden einer solchen aber keine Schritte zur Folge hat, die den Zustand verbessern sollen. Ein klassisches Beispiel dafür wären Retrospektiven ohne Action Items.


Der Verschwendungs-Charakter dieses (Nicht-)Vorgehens ist offensichtlich: für das Suchen, Identifizieren, Beschreiben und Besprechen schlecht laufender Dinge ist Arbeitszeit nötig, und Zeit ist im Unternehmenskontext gleich Geld. Das ist in gewisser Weise gleich doppelt fällig - zum einen für die gerade genannten Tätigkeiten, zum anderen für das Nachholen anderer Aktivitäten, die wegen der so bereits vergebenen Arbeitskapazitäten in die Zukunft verschoben werden mussten.


Ein weniger offensichtlicher aber in seinen Auswirkungen nicht zu unterschätzender Effekt ist der in diesem Rahmen eintretende Motivationsverlust der Mitarbeiter, die erkennen, dass ihnen mit ihren Problemen nicht geholfen wird. Zum einen kann die daraus entstehende Frustration zu nachlassender Arbeitsleistung führen, zum anderen dazu, dass neu auftretende Probleme gar nicht mehr addressiert und bearbeitet werden, da mit ihrer Lösung gar nicht mehr gerechnet wird.


Im schlimmsten Fall entsteht zusätzlich zu diesen Effekten nochmal ein weiterer Verwaltungsaufwand, nämlich dadurch, dass die identifizierten aber nicht gelösten Verbesserungspotentiale und Dysfunktionen ggf. aufbewahrt und aktuell gehalten werden müssen. Die damit verbundenen Untersuchungs-, Informations-, Aktualisierungs- und Repriorisierungs-Aufwände überfrachten das ohnehin schon sinnlose Inspect ohne Adapt nochmal mit einer weiteren Muda, der Lagerhaltung.


Ein derartiges Verhalten abzustellen sollte aus diesen Gründen für jedes agile Team (aber auch für jedes andere Team bei dem es auftritt) eine hohe Priorität haben. Notwendig dafür ist es allerdings, den Teufelskreis einmal initial zu durchbrechen und dem Inspect auch ein tatsächliches Adapt folgen zu lassen, in diesem Fall eine Verhaltensänderung. Ist das aber einmal gelungen, kann in dem so gestarteten Verbesserungszyklus kontinuierlich an Fortschritten gearbeitet werden.

Montag, 5. Mai 2025

The Future of Agile Isn’t Sh*t

So wie es aussieht, hat Scott Ambler, der Erfinder von Disciplined Agile, seine beiden viralen Linkedin-Posts The Agile Community Shat The Bed und How Agilists Can Move Forward After Shatting the Bed zu einem Vortrag ausgebaut. Die Wortwahl ist noch immer grenzwertig, seine Analyse der Fehlentwicklungen in der agilen Community bleiben aber richtig. Und immerhin gibt er dem Ganzen noch einen positiven Ausblick.



Abseits von der Inhaltlichen Ebene ist die Bildsprache seiner Präsentation noch bemerkenswert. Man muss Memes mögen, um an ihr Gefallen zu finden, dann ist die aber großartig. Daher: ein Vortrag den man auch sehen sollte, nicht nur hören.