Donnerstag, 27. Februar 2020

Feedback Wraps

Bild: Wikimedia Commons / Takeaway - CC BY-SA 3.0
Als Agile Coach und/oder Scrum Master werde ich regelmässig um Feedback zu allen möglichen Themen gebeten, von neuen Meetingformaten über Methodenverständnis bis zu der persönlichen Weiterentwicklung von Teammitgliedern und Coachees. Als Folge meiner "agilen Neujahrsvorsätze" gebe ich dieses Feedback seit einigen Wochen verstärkt in einer besonderen Form: ich rede in seinem Rahmen relativ viel über mich selbst.

Dieses auf den ersten Blick überraschende Verhalten beruht (hoffentlich) nicht auf Egozentrik sondern auf einer Technik aus dem Umfeld von Management 3.0, dem so genannten Feedback-Wrap. Der Anspruch dahinter: diese Art Feedback zu geben soll klar als solche erkennbar sein, nicht bewertend wirken, Empathie vermitteln und als gut gemeint wahrgenommen werden. Damit soll sie sich bewusst von der Sandwich-Methode (eine zwischen zwei Komplimenten versteckte Kritik) unterscheiden, von der auch die Benennung nach einem bekannten Lebensmittel inspiriert ist.

Um zu verstehen wie (und ob) das funktionieren kann ein kurzer Überblick. Ein Feedback-Wrap besteht aus insgesamt fünf verschiedenen Teilen:
  1. Kontext - in welcher Situation, bzw. welcher Stimmung befindet sich der Feedbackgeber gerade (entspannt, gestresst, etc.)?
  2. Beobachtungen - die möglichst neutral formulierten Wahrnehmungen des Feedbackgebers zum jeweiligen Sachverhalt (z.B. "Die ersten sieben Seiten sind schon ausformuliert, auf den nächsten vier stehen noch Blindtexte")
  3. Emotionen - wichtig dabei: auch potitive Emtionen wie Neugier und Anerkennung gehören dazu. Und: bei negativen Emotionen immer die persönliche Betroffenheit nennen (z.B. "ich bin etwas besorgt, da Freitag die Abgabefrist endet")
  4. Wichtigkeit - geht es bei jeweiligen Sachverhalt um Kleinigkeiten ("wenn wir nicht pünktlich sind verliere ich eine Wette um einen Kasten Bier") oder ist er kritisch ("ohne diese Zulieferung ist der Auftrag in Gefahr")?
  5. Anregungen - hierzu können Hilfsangebote gehören ("Soll ich beim Kunden um etwas mehr Zeit bitten?"), aber auch Kontext-Informationen ("Das geht im Schwarz-Weiss-Druck raus, das Farbschema ist also nicht so wichtig")

Im Zusammenhang mit dem oben genannten "über sich selbst reden" sind vor allem die Punkte Eins, Drei und Vier wichtig. Die Kontext-Information kann dafür sorgen, dass der Empfänger eine sehr knappe oder übermässig euphorische Rückmeldung besser einordnen kann, die Offenlegung der eigenen Emotionen macht für den Feedbackempfänger die Motivation und das Verhalten des Feedbackgebers besser nachvollziehbar, die Vermittlung der Wichtigkeit zeigt auf welches Feedback für den Geber von Bedeutung ist und welches eher als unverbindliche Kommentierung gedacht war. Dem Feedbackempfänger diese Informationen mitzugeben kann Offenheit, Wertschätzung und Augenhöhe in deutlich differenzierterer Weise vermitteln als ein einfaches Loben und Kritisieren.

Natürlich passt ein Feedback-Wrap nicht in jede Situation, und bei übermässiger Verwendung besteht das Risiko in Formelhaftigkeit zu erstarren, grundsätzlich ist es aber ein guter Ansatz um Feedback anders zu gestalten. Um zu erfahren wie es angekommen ist gibt es auch einen einfachen Weg: Feedback für das Feedback erbitten. Gerne auch in Wrap-Form.

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