Samstag, 29. Februar 2020

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Bild: Unsplash / Dayne Topkin - Lizenz
  • Zu den IT-Problemen des Iowa-Caucus: Sascha Lobo, Mark Graban, Steve Denning

  • Man soll sich ja mit sehr starken Aussagen zurückhalten, aber die IT-Panne bei den ersten Vorwahlen der US-Demokraten dürfte nicht nur dieser Partei geschadet haben sondern auch dem Ansehen der Demokratie in Amerika und weltweit. Bedingt durch die Prominenz des Falls haben sich verschiedene Experten mit den Hintergründen beschäftigt, von denen an dieser Stelle drei erwähnenswert sind, da sie verschiedene Aspekte beleuchten. Sascha Lobos Analyse lässt sich mit dem Satz zusammenfassen, dass hier technisch ahnungsarme Menschen aus (im wahrsten Sinn des Wortes) politischen Gründen den Go Live eines noch nicht fertig entwickelten Produktes erzwungen haben - ein auch aus der Wirtschaft bekanntes Phänomen. Mark Graban zeigt auf, dass die gesamte Produktidee der Caucus-App nicht gut durchdacht war. Alleine seine Anmerkung, dass das ganze Konzept einer mobile App wenig Sinn macht wenn bekannt ist, dass die meisten Abstimmungen an Orten mit schlechter Netzabdeckung stattfinden, lässt das Ausmass der Fehlplanung erahnen. Steve Denning erinnert schliesslich daran, dass der Abstimmungsprozess bereits vorher so intransparent und erratisch organisiert war, dass jeder andere Versuch ihn zu digitalisieren auch zu Problemen geführt hätte. Alles in allem ein Katastrophengemälde, dass das Potential hat zu einem neuen Wasa-Mythos zu werden.

  • Sjoerd Kranendonk: The Increment in Police work

    Die Vielfalt von möglichen Anwendungsfällen für Scrum scheint ohne absehbares Ende zu wachsen. In diesem Beispiel von Sjoerd Kranendonkwird es von einen (Non IT-)Team der Polizei benutzt um die Verfolgung und Prävention von Verbrechen zu organisieren. Allein das wäre bereits einen Link wert, aber der Artikel enthält noch mehr interessanten Inhalt: sehr schön wird herausgearbeitet, dass selbst für diesen abseitigen Zweck keine Veränderung des Regelwerks nötig ist. Ein weiterer Beleg dafür, dass es sich bei der häufigen Aussage, dass Scrum ohne "pragmatische Anpassungen" nicht funktionieren würde, nur um Ausflüchte handelt, mit denen ihre Urheber sich um nötige aber unangenehme Anstrengungen drücken wollen.

  •  Marty Cagan: Team Objectives

    Passend dazu, dass man nicht versuchen sollte, sich um nötige aber unangenehme Anstrengungen zu drücken: obwohl dieser Text von Marty Cagan damit beginnt, dass er aufgehört hat Objectives and Key Results (OKRs) zu empfehlen kann man ihn auch Appell lesen sie trotz allem doch einzuführen - aber eben nur so wie diese Technik eigentlich gedacht ist. Als besonders wichtig erachtet er dabei, dass man OKRs nicht einfach in einer bestehenden Organisation einführen kann ohne diese zu verändern. Erst wenn bestimmte Rahmenbedingungen wie Produktteams, Teamziele und verändertes Management-Selbstverständnis gegeben sind macht eine Einführung Sinn. Dieser Analyse kann man nur voll und ganz zustimmen.

  • Andy Cleff: How to Effectively Measure Your Transformation Journey

    In meinem Artikel Wann ist eine agile Transformation abgeschlossen? Hatte ich bereits einige Überlegungen zu dem Thema der Messbarkeit von "Agilisierungserfolgen" gemacht. Andy Cleff tut das ebenenfalls, wenn auch mit wesentlich grösserer inhaltlicher Tiefe. Wärmstens zu empfehlen ist es, nicht nur bis zur Aufzählung der von ihm als sinnvoll empfundenen Metriken zu lesen (Employee Engagement, Continuous Improvement, Innovation, Customer Satisfaction, Market Responsiveness, Productivity, Speed, Quality, Predictability) sondern auch noch weiter. Für jede Einzelne führt er verschiedene Beispiele auf, darunter auch einige bei denen auf interessante Art und Weise um die Ecke gedacht wird. So ist z.B. Slack Time ein Indikator für Innovativität und die Menge ungeplanter Arbeit ein Indikator für Prognosefähigkeit. Alleine diese Gedankenanstösse sind lohnend.

  • Mike Freislich: Manage flow, not people!

    Mitunter sind es nicht die Vielschreiber denen es gelingt Bemerkenswertes zu veröffentlichen sondern die, die eher selten zur Tastatur greifen. Dieser Blogpost von Mike Freislich steht sinnbildlich dafür, denn obwohl er der einzige ist den er auf Medium veröffentlich hat ist er sowohl lang als auch gut geschrieben und inhaltlich wertvoll. Nachvollziehbar strukturiert führt er durch das was man als den "State of the Art of Kanban" bezeichnen könnte und führt ganz nebenbei einen neuen Begriff ein: DOF (Death of Flow).

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