Donnerstag, 31. Dezember 2015

Kommentierte Links (VIII)

Grafik: Pixabay / Elisa Riva - Lizenz

Oliver Weyergraf, Thomas Ramge: Vielen ist bewusst, dass sie Teil eines lächerlichen Spiels sind

Ein Interview mit Oliver Weyergraf, einem der Autoren des Buches Mad Business. Von ihm habe ich ein neues Wort gelernt, den "Betafehler". Der liegt vor wenn nicht zielführende Prozesse nicht abgeschafft sondern duch noch mehr nicht zielführende Prozesse verschlimmbessert werden. Etwa wenn eigentlich gut gemeinte Detailvorschriften zur Reise- oder Hotelbuchung zu Bürokratie führen, die dann durch noch mehr Detailvorschriften vereinfacht werden soll. Auch weitere Diagnosen werden jedem bekannt vorkommen, der in großen Organisationen arbeitet: zu viel unrealistische Planung, zu viele Meetings, zu wenig Flexibilität, zu wenig Kompetenz oder auch so genannte "Nebenwährungen", die den eigenen Status anzeigen (Lage des Parkplatzes, Anzahl der Fenster im Büro, etc.). Zuletzt die tragische Diagnose - Unsinn hat oft einen selbstverstärkenden Effekt.

Jay Inslee: 13-year-old sentencing errors discovered at state prisons

Ein weiteres Beispiel für die weitreichenden Auswirkungen von Software-Bugs. Laut dieser Pressemitteilung von Jay Inslee, dem Gouverneur von Washington State, führte fehlerhafte Software seit 2002 (!) dazu, dass über 3000 Straftäter versehentlich aus den Staatsgefängnissen entlassen wurden bevor sie ihre Strafe abgesessen hatten. Den Recherchen einer lokalen Zeitung zufolge konnte es so dazu kommen, dass bis zu zwei Jahre der Strafzeit wegfielen. Besonders bemerkenswert ist auch folgender Aspekt: die Fehlfunktion war schon seit 2012 bekannt, konnte aber bisher nicht vollständig behoben werden. Bis auf weiteres werden die Entlassungsdaten jetzt wieder manuell berechnet.

Corinna Baldauf : Slack-Time & Open Space – Nächstes Mal mit noch mehr Kuchen!

Ein Praxisbericht von Corinna Baldauf von der Firma Sipgate, in dem sie berichtet wie in ihrer Firma so genannte "Open Fridays" eingeführt wurden. In diesem Unternehmen sind das Tage in denen die Mitarbeiter ohne Anleitungen das machen können was sie für ihre Firma für sinnvoll halten. Interessant zum einen, weil sowohl die Häufigkeit (alle zwei Wochen) als auch die positiven Erfahrungen so nur in den wenigsten Unternehmen vorkommen. Interessant aber auch zum anderen, weil die zu Beginn gemachten und später korrigierten Fehler aufzeigen wie man es nicht machen sollte: Wenn man Selbstorganisation will darf man den Mitarbeitern nicht das Gefühl geben gegängelt und in feste Prozesse gepresst zu werden. Tut man es doch wird das Ergebnis von allen Seiten als unbefriedigend empfunden werden.

Dilbert: How to produce great Engineering [Edit: Link ist mittlerweile tot]

Das ganze Elend des Projekt-Staffings komprimiert in einem Comic-Strip. Um Geld zu sparen werden für das nächste Vorhaben vor allem billige Arbeitskräfte unter Vertrag genommen. Da diese nicht ohne Grund billig sind dauert alles länger, ausserdem entstehen ungeplante Zusatzaufwände durch ständiges Reparieren und Refactoring. Um im Plan zu bleiben werden nicht etwa die grundlegenden Fehler behoben, stattdessen werden die Mitarbeiter aufgefordert mehr und länger zu arbeiten und sich stärker mit der Arbeit zu indentifizieren. Dass das nicht funktionieren kann wird ignoriert und wer es anspricht wird abgebügelt. Ich habe solche Projekte erlebt, und jedes einzelne davon ist wirklich, wirklich teuer geworden.

: Die besten Links des Jahres 2015

Sehr Meta: ein Link aus einer kommentierten Linkliste der auf eine kommentierte Linkliste verweist. Eine Sammlung von ausgewählten Artikeln des Jahres 2015, unter anderem zu den Themen (Selbst)Organisation und Agile.

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