Donnerstag, 30. November 2017

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Grafik: Pixabay / Geralt - Lizenz
  • Mary Poppendiek: The cost center trap

    Ich sage ja: ein Scrum Master sollte über den Tellerrand blicken und wirtschaftliche Zusammenhänge kennen. Mary Poppendiek beschreibt einen weiteren guten Grund dafür - das Center-Konzept, das in vielen Unternehmen verbreitet ist. Wenn die Softwareentwicklung eines Unternehmens als Cost Center (oder Service Center) gilt und nicht als Profit Center, dann besteht das dauerhafte Risiko im wahrsten Sinn des Wortes kaputtgespart zu werden. In einer solchen Situation kann man mit agilen Ansätzen bestenfalls Symptome abschwächen. Bevor es zu strukturellen Verbesserungen kommt muss das zentrale Impediment beseitigt werden: die Center-Zuordnung in ihrer bisherigen Form.

  • Jason Little: We don't need agile leadership

  • Hinter diesem Artikel stehen zwei Aussagen. Zum einen die, dass es sich bei den meisten Begriffen die "agile" als Präfix haben um Unsinn handelt. Speziell das aktuell gehypte agile Leadership hat erkennbar den primären Zweck Lehrgänge und Zertifikate zu verkaufen. Wirklich Bemerkenswertes findet man hier selten. Interessanter finde ich die zweite: Jason Little geht davon aus, dass der typische agile Coach ständig auf der Suche nach Neuem ist (oder wie er es sagt - schnell gelangweilt). Bedingt dadurch werden auch die obskursten Ideen durchdiskutiert und ausprobiert. Da ist leider etwas dran. Andererseits - wie sonst soll man diese Ansätze bewerten können?

  • John Cutler: The trouble with Scrum

    Ein Thema das immer wieder aufkommt. Man kann sich komplett an alle Scrum-Regeln halten und trotzdem kann das Ergebnis unbrauchbar sein. Zweifellos richtig. Was John Cutler als "mechanistisches Scrum" bezeichnet kann auf derartige Effekte herauslaufen. Viele agile Practicioner (darunter auch ich) würden das allerdings nicht als echte Umsetzung betrachten sondern als Cargo Cult. Das zu erklären und zu begründen ist mittlerweile eine der Hauptaufgaben von agile Coaches und Scrum Mastern geworden, und dazu eine die dauerhafte Beschäftigung verspricht. Denn dass die mechanistischen Lösungen eine magische Anziehungskraft auf klassische Manager ausüben kann man in fast jeder größeren Firma erleben.

  • Anna Steiner: So einfach geht Elektroauto

    Was Anna Steiner hier zur Firma Streetscooter zusammengetragen hat klingt sehr nach agiler Produktentwicklung. Die hier hergestellten Elektroautos sind MVPs (sie sind in der ersten Generation nur auf kurzen Strecken und in gemäßigten Klimazonen nutzbar), sie werden modular und iterativ weiterentwickelt (mit neuen Funktionalitäten in jedem Produktzyklus) und nach jeder dieser Iterationen können die Nutzer Feedback und Weiterentwicklungswünsche abgeben, die zügig in die Planung aufgenommen und umgesetzt werden. Verabschiedet hat man sich dafür von dem an Overengeneering grenzenden Perfektionismus, der im deutschen Ingenieurwesen noch immer vorherrscht. Man kann gespannt sein wie dieser Geist nach der Übernahme durch den Großkonzern Deutsche Post weitergetragen wird.

  • Ron Miller: How bad decision making could undermine good innovation

    Wie man auf englisch sagt - der Niedergang von Kodak ist eine Geschichte "that keeps on giving". Nachdem ich schon vor drei Monaten eine Analyse des damaligen Management-Verhaltens verlinkt hatte führt Ron Miller in weitere Aspekte ein: die Firma Kodak hat nicht nur die Technologie von der sie vom Markt gefegt werden sollte (Digitalfotografie) selbst entwickelt, sie hat sie sogar selbst an den Markt gebracht. Das allerdings so sehr im Rahmen der bisherigen Produktstrategie, dass für die Nutzer kaum relevanter Mehrwert entstand. Erst als andere Firmen die neue Technologie auch in neuen Kontexten einsetzten wurden sie zu einer Disruption. Man kann erahnen welcher gewaltige Mindset-Change hier für agiles Reagieren notwendig gewesen wäre.

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