Montag, 9. Januar 2017

Die agile Transition eines Teams in Richtung Scrum

Bild: Publicdomainpictures/Hefzul Bari - CC0 1.0
Im Moment bin ich für verschiedene Firmen als Agile Coach tätig, was unter anderem bedeutet, dass ich Teams die noch nie agil gearbeitet haben die damit verbundenen Arbeitsweisen und Werte vermittle (im Normalfall führen wir Scrum ein). Häufig ist die Zeit die ich mit einem Team verbringe von Anfang an zeitlich beschränkt, was im Regelfall mit der Budgetierung zu tun hat. Aufbauend darauf habe ich überlegt: wie lange sollte ein Coach bei einem Team bleiben und was sollte in dieser Zeit passieren? Basierend auf meinen Erfahrungen habe ich ein Phasenmodell entwickelt, das im Einzelfall natürlich häufig angepasst werden muss, das aber eine gute Idee davon vermittelt was wann zu tun ist.

Erste Phase: Initiieren (ca 3 bis 4 Wochen)

Diese Phase umfasst die Sprints 0 und 1. Im Sprint 0 finden neben dem normalen Onboarding die Kickoff-Workshops zu Methode und Produktvision statt, ausserdem nach Möglichkeit ein erstes Backlog Refinement. In Sprint 1 (ich empfehle zweiwöchige Sprints) gibt es die erste Hands on-Erfahrung, dazu erfahrungsgemäss einen hohen Diskussions- und Erklärbedarf. Der Coach sollte deshalb vier oder fünf Tage die Woche vor Ort sein.

Zweite Phase: Stabilisieren (ca 6 bis 8 Wochen)

Der Name sagt es, es geht um Stabilisierung - aber was heisst das? Zunächst, dass die Meetings und Rollen verinnerlicht werden, aber auch, dass verhindert werden muss, dass sich bewusst oder unbewusst Antipattern einschleichen. Das können Command & Control oder Konzern-Anarchismus sein, fast noch schwerwiegender sind aber mit bestem Willen durchgeführte Verschlimmbesserungen (Harikiri), wie z.B. separate Entwicklungs- und Testsprints. Der Coach sollte in dieser Phase drei oder vier Tage die Woche vor Ort sein, gegen Ende vielleicht weniger.

Dritte Phase: Experimentieren (ca 4 bis 6 Wochen)

Routinen können gut sein, Erstarrung ist schlecht. Um sich ständig zu verbessern sollte jedes Team regelmässig Experimente durchführen: ein Ziel setzen, definieren wie der Erfolg gemessen oder überprüft wird, Zeitraum festlegen, durchführen. Klingt einfach, ist aber schwer und sollte daher begleitet werden. Einerseits um Frustration zu vermeiden, andererseits um Klarheit zu haben was verändert werden kann (z.B. Länge der Sprints) und was nicht (z.B. die Rollen). Der Coach sollte ein bis zwei Tage die Woche vor Ort sein, u.a. abhängig davon wie schnell der Scrum Master in seine Rolle hineingewachsen ist.

Wie oben gesagt: ich empfehle zweiwöchige Sprints, dieses Konzept basiert darauf. Und für alle Controller die auf der Suche nach Einsparpotential sind: das hier ist kein Luxuspaket sondern eine Grundbetreuung. Wer daran spart macht nichts billiger sondern einiges teurer, denn selbst wenn die Kosten für den Coach wegfallen - an anderer Stelle wird das durch Irrtümer, Fehler und verlangsamtes Lernen mehr als ausgeglichen. 

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