Donnerstag, 26. April 2018

Sprintziele

Bild: Wikimedia Commons / Santeri Viimäki - CC BY 4.0
Kurze Frage: welcher Begriff wird im Scrum Guide ganze 26 mal erwähnt [Edit: seit 2020 18 mal], findet sich aber in sehr vielen Scrum Teams nicht wieder? Die Antwort: das Sprintziel, bzw. Sprint Goal. Obwohl Sprintziele von offensichtlich so großer Bedeutung sind würde ich sagen, dass sie bestenfalls in der Hälfte der über 100 Teams mit denen ich über die Jahre zusammengearbeitet habe verwendet wurden. Die anderen haben einfach nur mehr oder weniger zusammenhängende Arbeit in ihre Sprints gezogen, im Normalfall die obersten User Stories / Anforderungen ihres Product Backlogs. Und das ist ein Problem, denn ohne diese Ziele sind einige Vorteile schwerer erreichbar.

Ein Sprintziel hilft dem Product Owner bei der Planung. Wie in anderen Vorgehensweisen lassen sich auch in Scrum Aufgaben vom Grossen ins Kleine herunterbrechen. Aus der Produktvision wird z.B. eine Teilvision, daraus einige Meilensteine und daraus mehrere Sprintziele. Auch die können und sollen einem Inspect & Adapt unterliegen, trotzdem (oder gerade deswegen) können sie ein gutes Werkzeug sein um Arbeit in Etappen einzuteilen, die man nach und nach planen und angehen kann.

Ein Sprintziel hilft dem Product Owner bei der Priorisierung. Was im Backlog weiter oben stehen sollte und was nicht ist oft nur schwer zu bestimmen. Ist z.B. eine bessere Exportierbarkeit von Kundendaten wichtiger als eine bessere Importierbarkeit von Stammdaten? Wer kann das sagen? Werden die einzelnen Anforderungen zu Sprintzielen gruppiert kann das einfacher sein. Wenn das nächste Sprintziel z.B. lautet, bis zum bald bevorstehenden Stichtag DSGVO-kompatibel zu sein, dann ist klarer was dazugehören sollte (Kundendaten exportieren) und was nicht (Stammdaten-Import).

Ein Sprintziel hilft einem Team dabei fokussierter und konzentrierter zu arbeiten. Gerade bei komplexen und komplizierten Themen gibt es kaum einen größeren Produktivitäts-Hemmer als häufiges Kontext Switching. Sich in kurzen Abständen in immer neue Themen eindenken und immer neue Schnittstellen und Abhängigkeiten klären zu müssen kann in absurdem Ausmass Zeit fressen. Umgekehrt kann das fokussierte Arbeiten an einem Themenkomplex für Synergieeffekte im Denken und Umsetzen sorgen, die vieles beschleunigen.

Ausserdem hilft ein Sprintziel auch bei der Erfolgsmessung, und zwar in der denkbar einfachsten Weise. Man muss sich nur fragen: Haben wir das Sprintziel erreicht, ja oder nein? Damit das möglich ist müssen die Formulierungen natürlich klar und überprüfbar sein, also nicht "Wir wollen ein besseres Nutzungserlebnis bieten" sondern "Wir wollen die Anzahl der bis zum Geschäftsabschluss notwendigen Mouseclicks unter 20 drücken". Als Nebeneffekt führen die dafür nötigen Überlegungen und Diskussionen auch zu einem besseren Verständnis dessen was mit der Anforderung eigentlich gewollt ist.

Zuletzt noch ein Hinweis der selbstverständlicher klingt als er ist - es sollte ein Sprintziel geben, nicht mehrere. Auch hier ein Beispiel: "Wir wollen die die Performance erhöhen und das Design von Rot-Blau auf Grün-Silber umstellen" ist zwar ein Satz, trotzdem sind es mehrere Ziele. Ich habe mit Teams gearbeitet, die alle Sprintziele abgelehnt haben in denen ein Komma, ein Punkt oder die Wörter "und" und "ausserdem" vorkamen. Es hat ihnen geholfen.

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