Freitag, 31. Mai 2019

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Bild: Unsplash / Compare Fibre - Lizenz
  • Steve Denning: Understanding Fake Agile

  • Der Titel dieses Artikels ist leicht irreführend, da Steve Denning in ihm nicht nur das beschreibt was er (zu Recht) als "Fake Agile" bezeichnet sondern auch Frühstadien und Mischformen die nicht unbedingt schlecht sein müssen. Im Einzelnen spricht er von den folgenden Typen:
    • Agile im Frühstadium
    • Etikettenschwindel-Agile
    • Agile nur in der Software-Erstellung
    • Angehaltene Agile Transition
    • Gebrandetes Agile
    • Skaliertes Agile (v. A. SAFe)
    • Agile light
    Besonders mit dem vorletzten Punkt hat er natürlich für Gesprächsstoff gesorgt, da er damit einen nicht unwesentlichen Teil aller sich als agil empfindenden Firmen angreift. Die Art wie denen mittlerweile gegenübergetreten wird wäre aber ein Thema für sich und geht über Dennings Artikel hinaus (siehe auch: Extremists and the hate SAFe machine).

  • Michael Küsters: It's still about agile teams

    Ein Text der auch als Reaktion auf Dennings Fake Agile-Artikel verstanden werden kann kommt von Michael und versucht sich an der Ehrenrettung von SAFe. In Anerkennung des Phänomens, dass ein Grossteil der SAFe-Implementierungen mit Agilität nicht viel zu tun hat weist er darauf hin, dass nicht alles was schlecht funktioniert auch schlecht gemeint ist. Vor allem mit dem ersten Punkt aus einer von ihm zusammengestellten Liste wiederholt auftretender Probleme dürfte er den Nagel auf den Kopf getroffen haben: SAFe wird als Management-Methode wahrgenommen und nicht als Ansatz der Produktentwicklung. In der Realität dürfte genau das die Ursache für die meisten fehlgeschlagenen Umsetzungen sein. Michaels Gegenmodell einer SAFe-Variante die die Entwicklung und Unterstützung der unteren Arbeits-, bzw. Teamebene in den Mittelpunkt stellt ist zwar idealistisch, in der Realität aber leider fast nicht existent.

  • Allen Helton: The 5 W’s of Rapid Prototyping

    Aus dem Grossen (der Skalierung) in Kleine. Rapid Prototyping ist eine Entwicklungsvariante die auch da Sinn macht wo von Agilität noch in den Anfängen steckt, die aber ebenfalls in fortgeschrittenen agilen Kontexten anzutreffen ist. Ähnlich wie ein MVP oder ein Proof of Concept ist ein Prototyp ein noch unfertiges Zwischenergebnis, mit dem schon erste Annahmen validiert oder erste Tests durchgeführt werden können. Agil wird diese Idee in Form des Rapid Prototype, was bei Allen Helton bedeutet, dass er innerhalb eines Sprints fertiggestellt werden kann. Anhand von Beispielen erläutert er wo ein solches Vorgehen Sinn macht, wie man es erreichen kann, was als Ergebnis herauskommen könnte und wer mitarbeiten sollte. Das klingt bei ihm erstmal einfach, ist es aber natürlich nicht. Ohne Produktvision, Nutzerverständnis und technische Exzellenz ist Rapid Prototyping nicht zu haben. Was aber auch zu beachten ist: selbst wenn man durch den Versuch einen Rapid Prototype zu bauen nur ein bisschen besser in diesen Bereichen wird ist auch das schon ein Gewinn.

  • Matthew Strom: Responsive Roadmaps

    Über die Gemeinsamkeiten von Product Roadmaps und geografischen Karten hatte ich schon mal etwas geschrieben, Matthew Strom denkt diese Idee aber nochmal in eine andere Richtung weiter. Angelehnt an die Darstellungsprobleme von Weltkarten zeigt er eine Fehlwahrnehmung auf die mit klassischen Roadmaps verbunden ist: statt sie als vereinfachte Darstellung zu sehen, aus der man für bessere Verständlichkeit einen Teil der Komplexität ausgeblendet hat, werden sie für ein repräsentatives Abbild der Realität gehalten. Sich derartig an ihnen zu orientieren würde aber genau so wenig ans Ziel führen wie eine Übersee-Navigation anhand einer Mercator-Karte. Sein Alternativvorschlag ist erkennbar an das Objectives and Key Results-Modell (OKR) angelehnt, was diesen Artikel aus noch einem anderen Grund lesenswert macht - es zeigt was man mit OKRs alles anfangen kann wenn man aufhört darin nur ein Instrument der Menschenführung zu sehen.

  • Stefan Barth: Wann muss das Management in agile Teams eingreifen?

    Noch einmal ein neuer Blick auf ein Thema über das ich schon einmal nachgedacht habe. Unter welchen Umständen darf ein Manager eingreifen und einem selbstorganisierten Team eben diese Selbstorganisation wieder wegnehmen? Die vereinfachte Antwort: wenn es Dysfunktionen entwickelt die so schwerwiegend sind, dass es sie selbst nicht mehr beheben kann. Dass Stefan das derartig offen anhand von (anonymisierten) Fällen aus der eigenen Firma bespricht ist einer der seltenen Fälle in denen offen über ein Phänomen gesprochen wird das häufiger ist als man denkt.

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