Freitag, 29. November 2019

Kommentierte Links (LV)

Bild: Unsplash / Compare Fibre - Lizenz
  • Martin Fowler: Waterfall Process

  • Man sollte eigentlich denken, dass der Wasserfall-Prozess fest ausdefiniert wäre. Als das sprichwörtliche Gegenmodell zu Lean Management und Agile steht er schliesslich für Starrheit, Determinismus und Veränderungsresistenz. Bei näherer Betrachtung findet man davon aber nur wenig, ausgerechnet Wasserfall scheint das zu sein was Agile sein möchte: eine visionäre Idee von der zwar alle ein ähnliches Verständnis haben, die in der Realität aber jeder etwas anders auslegt. Martin Fowler versucht sich an einer allgemein nutzbaren Beschreibung, die vor allem dadurch nützlich ist, dass sie verschiedene Übergangsstufen definiert: Wasserfall, Prediktiv, Iterativ, Adaptiv, Agil. Ein Fest für Methoden-Liebhaber. (siehe auch: Taylorism isn’t as far from Agile and Lean as you would think)

  • Michael Rumpler: Auf welchem Flight Level wird was gemacht? [Edit: Link ist mittlerweile tot]

    Von den Flight Leveln glauben viele, dass sie das nächste grosse Ding der agilen Bewegung werden (oder schon sind). Ob das so kommt wird sich zeigen, definitiv sind sie aber ein sehr nützlicher und leichtgewichtiger Ansatz um Agilität zu skalieren. Das Schwierigkeit daran ist wie so oft die Konkretisierung: dass es auf den oberen Leveln strategischer und weniger detailliert zugeht als auf den unteren ist zwar klar, aber was genau findet denn dort statt? Ein guter Erläuterungstext kommt von Michael Rumpler, der praktisch durch die verschiedenen Flughöhen auf den Boden der Realität herabsteigt. Und ein guter Ansatzpunkt für Diskussionen ist das auch, denn er spricht bemerkenswert oft von Hierarchie.

  • Kent Beck: Inefficient Efficiency

    Im Umfeld der komplexen Produktentwicklung kann man für jede verständlich machende Analogie nur dankbar sein. Diese hier von Kent Beck ist eine die sofort jeder nachvollziehen kann, denn sie beruht auf einer einfachen Frage: was ist der bessere Weg um zwei Tassen Kaffe zu machen - getrenntes oder gemeinsames Erhitzen der benötigten Wassermenge? Die Erläuterung der Antwort braucht erstaunliche 5000 Zeichen und kommt an einer ganzen Reihe von Begriffen vorbei von denen jeder eine eigene Diskussion wert wäre: Effektivität, Effizienz, Latenz, Durchsatz und Cost of Delay. Ach ja, und die Antwort ist: getrenntes Erhitzen ist besser. Meistens.

  • Melissa Perri: Prioritization Shouldn't Be Hard

    Priorisierung ist hart, das weiss jeder der es schonmal versucht hat. Priorisierung sollte nicht hart sein, das denkt sich jeder der sich schon einmal daran schwer getan hat. Priorisierung muss nicht hart sein, sagt Melissa Peri, zumindest dann nicht wenn eine Voraussetzung gegeben ist: es braucht eine klare Strategie des Unternehmens, an der jede Entscheidung gemessen werden kann - was am besten dann funktioniert wenn das Ganze zahlenbasiert ist. Tatsächlich scheitern Priorisierungsversuche in der Realität extrem häufig am Fehlen dieser Voraussetzung. Wenn das Topmanagement einer Firma dem bekannten Leitsatz "ich will alles, und zwar alles sofort" folgt ist es kein Wunder wenn auf den unteren Ebenen Chaos ausbricht.

  • Willem-Jan Ageling: If you Scrum according to the 2010 Scrum Guide, are you doing Scrum?

    Passend zu dem was ich einmal als "historisches Scrum" beschrieben habe stellt sich Willem-Jan Ageling eine nicht ganz unwesentliche Frage: wenn sich die methodischen Vorgaben (d.h. der Scrum Guide) weiterentwickeln, ich selbst aber irgendwann auf einer dieser Evolutionsstufen stehenbleibe - mache ich dann noch Scrum? Auf den ersten Blick eine eher akademische Erwägung. Die letzten Änderungen waren so geringfügig, dass sie vernachlässigt werden können. Eine Grenzwertanalyse macht das Problem aber klar: in seiner Erstbeschreibung von 1995 gab es noch keine Refinements, keine Definition of Done und keine Retrospektiven, das wäre aus heutiger Sicht sicher kein Scrum mehr. Ab wann sich die Grenze setzen lässt ist darum eine durchaus interessante Frage.

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