Montag, 1. April 2024

Kommentierte Links (CXII)

Grafik: Pixabay / Geralt - Lizenz
Das Internet ist voll von Menschen, die interessante, tiefgründige oder aus anderen Gründen lesenswerte Artikel schreiben. Viele dieser Texte landen bei mir, wo sie als „Food for Thought“ dazu beitragen, dass auch mir die Themen nicht ausgehen. Wie am Ende jedes Monats gibt es auch diesesmal wieder eine kommentierte Übersicht über die erwähnenswertesten.

John Cutler: How to Learn and Practice Product Management in a Feature Factory

Zu den am weitesten verbreiteten Antipattern zur agilen (oder einfach nutzerorientierten) Produktentwicklung gehören die so genannten Feature Factories, in denen eine möglichst schnelle Implementierung neuer Funktionen wichtiger ist als die Überprüfung, ob sie auch vom Markt nachgefragt werden. Wie John Cutler mit voller Berechtigung anmerkt, kann man aber selbst in einer solchen Umgebung daran arbeiten, bessere Praktiken zu entwickeln und anzuwenden (er nennt exemplarisch 10, es gibt sicher noch weitere). Bestenfalls verbessert man dadurch das Unternehmen in dem man ist, schlimmstenfalls lernt man, was man nach einem Wechsel im nächsten machen kann.

Robert Ruzitschka: “We” instead of “I” - The team as the smallest unit of delivery

Von den Antipattern zu einer good Practice: Robert Ruzitschka betont richtigerweise, dass die Wertschöpfung in der Anwendungsentwicklung vor allem auf Teamebene staatfindet, und das besonders gut in solchen, darauf verzichten, einzelnen, besonders erfahrenen Mitgliedern eine herausgehobene Rolle zuzugestehen. Nicht etwa, weil das im Einzelfall nicht zielführend wäre (im Gegenteil, wer erfahrener ist, erledigt Aufgaben oft schneller und besser), sondern wegen der Folgen für das Gesamtsystem. Selbst wenn sich es nicht wollen, werden solche "Superstar-Entwickler" zu Flaschenhälsen und Risiko-Faktoren (→ Bus-Faktor). Teams mit breiter Wissens- und Verantwortungsverteilung sind deutlich resilienter.

Dmitry Bagdasaryan: Cultural Intelligence in Hi-Tech Leadership - Navigating Global Business Dynamics

In meinem Psychologiestudium habe ich mich zwar auch mit dem Thema der Intelligenz befasst, die hier von Dmitry Bagdasaryan beschriebene Unterart der Kulturellen Intelligenz kannte ich aber noch nicht. Verkürz gesagt verbirgt sich hinter diesem Begriff die Fähigkeit eines Menschen, sich in kulturell divers aufgestellten Situationen und Umfeldern aufmerksam, verständnisvoll und anpassungsfähig zu verhalten. Vor dem Hintergrund, dass auf kulturellen Missverständnissen und Konflikten beruhende Verzögerungen und Fehlentwicklungen teuer sein können, ist das eine Eigenschaft, an der zu arbeiten sich lohnt.

Randy Silver: The Secret Weapon of Great Leaders: Effective Delegation

Vor einiger Zeit habe ich über die Autonomie-Falle geschrieben, in die jeder zu tappen droht, der Entscheidungen an Menschen delegiert, die dafür nicht vorbereitet sind. Randy Silver hat darüber nachgedacht, was das Ergebnis einer solchen Vorbereitung sein sollte, und kommt dabei auf die folgenden drei Punkte:
1. Den Menschen muss klar sein, wie Entscheidungsprozesse funktionieren
2. Den Menschen muss klar sein, woran sie richtige Entscheidungen erkennen
3. Den Menschen muss klar sein, warum sie die Richtigen sind, um diese Entscheidungen zu treffen
Klingt total selbstverständlich, ist aber leider nicht immer gegeben.

Tanner Wortham: Guessing Is Not a Viable Strategy

Da hat Tanner Wortham völlig recht, strategische Entscheidungen sollte man nicht auf Vermutungen (oder in seinen Worten auf Raten) aufbauen. In einer Umgebung, in der aufgrund ständiger Veränderungen auch Erfahrungswerte kaum möglich sind, sind auch diese keine Option - was bleibt also? Die Antwort: ein vorsichtiges aber entschlossenes Vorantasten durch kontrollierte Experimente. Woran man erkennt, dass man ein solches vor sich hat, beschreibt er anhand von sechs nützlichen Lackmustests.

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