Montag, 13. August 2018

Planning Poker

Bild: Wikimedia Commons / Rachmaninoff - CC BY-SA 4.0
Wer bereits Zeit in einem Scrum-Projekt verbracht hat wird das Bild kennen. Irgendwo stellt ein Product Owner eine Idee vor und bittet sein Entwicklungsteam um eine Aufwandsschätzung. Kurz darauf halten die Teammitglieder Karten oder Mobile Apps mit Zahlen darauf hoch und nehmen so die Schätzung vor. Da immer wieder nach dieser zunächst merkwürdig aussehenden Methode gefragt wird kommt hier eine Erläuterung dazu, zum so genannten Planning Poker.

Zunächst einige Kontextinformationen: mit Planning Poker werden normalerweise Story Points geschätzt. Story Points sind personenunabhängige Aufwandseinheiten und nicht mit Stunden und Tagen gleichzusetzen, mehr zu ihnen steht hier und hier. Und Planning Poker ist kein offizieller Teil von Scrum, man könnte es also auch weglassen. Es wird allerdings trotzdem von fast jedem Scrum Team genutzt, da es sich sich als good Practice durchgesetzt hat (mehr dazu hier).

Zur Anwendung: normalerweise werden alle Teammitglieder aufgefordert ihre Schätzung (Karte) in Ruhe auszuwählen, sie noch nicht zu nennen und zu warten bis auch die anderen damit fertig sind. Dann werden die Karten gemeinsam aufgedeckt. Dadurch wird vermieden, dass ein Meinungsführer die anderen bewusst oder unbewusst beeinflusst, die Schätzung ist dadurch repräsentativer.

Da die von den Teammitgliedern geschätzten Werte normalerweise nicht identisch sind kann im nächsten Schritt versucht werden ein einheitliches Verständnis zu erzielen. Immer wieder anzutreffen sind an dieser Stelle Mehrheitsentscheidungen oder Durchschnittswerte, wodurch aber Potential verschenkt wird. Besser ist es, wenn die oberen und unteren Grenzwerte erläutert werden, die Teammitglieder kommen dadurch oft zu Einsichten die sie selbst nicht gehabt hätten.

Neben diesen beiden sehr häufigen Vorgehensweisen gibt es auch weitere, die immer wieder anzutreffen sind. Manche Teams führen für die selbe Anforderung mehrere Schätzrunden nacheinander durch, bis alle die selbe Zahl hochhalten, andere nehmen alle Schätzungen ab einer bestimmten Punktezahl zum Anlass die jeweiligen Anforderungen kleinzuschneiden, wieder andere haben Joker-Karten, mit denen sie einen Experten konsultieren können, etc., etc.

Was all diesen Techniken geimeinsam ist: neben dem Ermitteln des (abstrahierten) Aufwandes steht beim Planning Poker auch ein zweites Ziel im Mittelpunkt - das bessere Verstehen der Anforderung. Die verschiedenen Anwendungsfälle der Karten können dafür sorgen, dass die Ideen des Product Owners gründlicher diskutiert und hinterfragt werden als es normalerweise der Fall wäre. Alleine das ist schon ein Mehrwert.

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