Montag, 15. Juli 2019

Deine Muda: Defects

Bild: Pixabay / EME - Lizenz
Achter Teil der Deine Muda-Serie. Die letzte der sieben klassischen Mudas (無駄), also der nicht gewinnbringenden (und aus diesem Grund zu vermeidenden) Tätigkeiten des Toyota Production System ist die Erzeugung fehlerhafter Produkte, so genannter Defects. Bei diesem Muda-Typ sind zwei Ausprägungen möglich: die versehentliche und die absichtliche Erzeugung.

Für jeden nachvollziehbar ist die versehentliche Erzeugung: dort wo Menschem am Werk sind werden Fehler gemacht und manchmal haben diese Fehler zur Folge, dass nicht (oder nur eingeschränkt) funktionierende Produkte erzeugt werden. Sobald das auffällt müssen Nacharbeiten stattfinden, was an sich schon ärgerlich ist. Wenn die Fehler es ausserdem noch unentdeckt durch die Qualitätskontrolle geschafft haben kommt noch der Image-Schaden dazu.

Weniger nachvollziehbar aber häufiger als man denkt ist die bewusste Produktion fehlerhafter Ergebnisse. Sei es, dass die Fertigung nicht funktioniert wie sie soll oder dass einzubauende Komponenten nur in minderer Qualität vorliegen - dort wo Quoten oder Deadlines eingehalten werden müssen ist die Verlockung gross das Problem nach hinten zu verschieben und zu reparieren "sobald Zeit dafür da ist" (was schlimmstenfalls nie der Fall sein wird).

Die offensichtlichste Folge von fehlerhaft erzeugten Produkten sind zusätzliche Kosten. Sowohl die Reparaturaufgaben als auch die nachgelagerte Qualitätssicherung kosten Arbeitszeit (und damit auch Geld), dazu kommen noch weitere Faktoren: die Verlängerung der Zeit in der Fertigung oder Reparatur verzögert auch den den Zeitpunkt des Verkaufs (→ totes Kapital, Cost of delay), schlimmstenfalls kommen Vertragsstrafen oder Materialkosten dazu.

Weniger offensichtlich aber von ähnlich schweren Auswirkungen ist die Störung des Arbeitsflusses. Immer wieder müssen bereits begonnene Arbeiten unterbrochen werden um Reparaturen vorzunehmen oder die Qualität zu überprüfen, im schlimmsten Fall müssen Dokumentationen ergänzt, Warnhinweise angebracht oder Kundenservice-Aufgaben übernommen werden. Sowohl die dadurch verursachten Konzentrationsstörungen als auch die ständigen Kontextwechsel verlangsamen die Abläufe und können weitere Fehler verursachen.

Die Massnahme zur Vermeidung fehlerhafter Produktion gehört zu den Elementen die das Toyota Production System berühmt gemacht haben: sobald ein Fehler entdeckt wird, wird die gesamte Produktion angehalten und der Produktionsprozess einschliesslich aller vor- und nachgelagerter Schritte wird repariert und verbessert. Das Besondere daran: die Berechtigung zum Anhalten der Produktion hat nicht nur das Management sondern jeder einzelne Angestellte. Nur so lässt sich der Reparatur-Prozess so schnell beginnen, dass möglichst wenig fehlerhafter Ausstoss entsteht.

Related Articles