Donnerstag, 27. Juli 2017

Visionen

Bild: Wikimedia Commons / Ludwig Wegmann - CC BY-SA 3.0 DE
Wenn ich beim Aufbau neuer agiler Teams helfe gehört zur Initiierungsphase in der Regel auch ein Workshop zur Produktvision, in dem geklärt wird welches Problem mit dem Produkt gelöst werden soll, welcher Bedarf befriedigt oder welcher neuen Markt erschaffen werden soll. Auffällig ist dabei, dass viele Teams oder Unternehmen Schwierigkeiten haben zwischen einer Produktvision und sonstigen Visionen zu unterscheiden. Sie werden regelmässig verwechselt oder vermengt. Um besser differenzieren zu können lohnt sich daher ein näherer Blick: welche Arten von Visionen können Teams oder Unternehmen überhaupt haben? Die folgenden würden mir einfallen:

Innovationsvision

Sie kann noch einen Schritt vor der Produktvision liegen. In ihr wird grundlegend geklärt welches neuartige Angebot angedacht ist, allerdings auf einem hohen Abstraktionslevel. Das bekannsteste Beispiel kommt von der Firma Google und lautet "To provide access to the world’s information in one click". Die einzelnen Produktvisionen (um bei Google zu bleiben: Suche, Gmail, Maps, etc.) lassen sich davon ableiten.

Produktvision

Der Name sagt es, hier geht es um das Zielbild eines einzelnen vermarktbaren Produkts. Das kann noch immer auf hohem Level sein, wie etwa beim iPod von Apple, der auf dem einen Satz "1000 Songs, right in my Pocket" beruht. Man erkennt sehr gut den Unterschied zu Konzept oder Spezifikation - es sind noch keine Umsetzungsdetails enthalten, die gehören hier nicht hin.

Erfolgsvision

Wieder etwas anderes. Ich weiss welche Innovation ich erschaffen will und ich habe eine Idee für mein Produkt, aber wie erfolgreich soll es sein? Auch das kann ich in eine Vision packen, die bekannteste dieser Art ist wohl die folgende von Microsoft: "A personal computer in every home running Microsoft software". Zugegeben, klingt größenwahnsinnig. Aber sie wurde erreicht. Visionen können ambitioniert sein.

Prozessvision

Ein Unternehmen kann sich nicht nur Gedanken darüber machen was es will, es sollte auch darüber nachdenken wie es arbeiten möchte. Eine gute Prozessversion kommt von der ING und lautet "Deliver some value to customers in max 90 days". Was hier gut gemacht wurde: man hat nicht einfach gesagt "Wir wollen agil werden", man hat es direkt mit einem Zweck verbunden.

Kulturvision

Eine weitere Vision zum Thema "wie", aber diesesmal nicht bezogen auf Umsetzungsprozesse sondern auf den zwischenmenschlichen Umgang. Auch hier kann man Google als Beispiel anführen, dessen Verhaltenskodex auf dem einfachen Satz "Don't be evil" beruht. Auch das scheint zunächst unkonkret, geht aber tiefer als man zunächst denkt. Die Behandlung der eigenen Kunden und Mitarbeiter durch viele Unternehmen würden nicht standhalten wenn man sie an dieser schlichten Aussage messen würde.


Vermutlich existieren noch weitere Visionstypen die man hier nennen könnte, der Punkt ist aber klar: es gibt nicht nur eine Art von Vision sondern viele. Und wenn ein Team oder Unternehmen einen Visionsworkshop macht sollte klar sein um welche Art es geht.

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