Scaled Agile: Gilden
Bild: Wikimedia Commons / Gerbrand van den Eeckhout - Public Domain |
Wann genau die Verwendung dieses Begriffs in diesem Kontext angefangen hat ist nicht mehr genau nachzuvollziehen, es dürfte aber innerhalb der letzten zehn Jahre gewesen sein. Zwar gab es auch vorher schon Gruppierungen die sich in Anlehnung an die mittelalterlichen Handwerksvereinigungen Gilden nannten, allerdings waren das noch Zusammenschlüsse von Softwareentwicklern im Allgemeinen, die Spezialisierung auf bestimmte Teilbereiche erfolgte irgendwann in der Zeit danach.
Popularisiert wurde das Konzept schließlich durch das Spotify Model und die Management 3.0-Bewegung, von der auch die heute am weitesten verbreitete Definition stammt. Ihr zufolge ist eine Software-Gilde eine freiwillige Vereinigung von Entwicklern, die sich (wie in einer klassischen Community of Practice) über ihr jeweiliges Spezialthema austauschen, gleichzeitig aber auch Standards und Werkzeuge weiterentwickeln. Das Ziel ist dabei, sowohl die Mitarbeiter als auch die Methoden selbst immer weiter in Richtung Exzellenz zu bewegen und so bessere Produkte zu schaffen.
Der zentrale Unterschied zu Scrum of Scrums und Chaptern ist in der Regel, dass die Gilden nicht das Ziel haben die Arbeitsfortschritte der einzelnen Teams zu koordinieren. Es geht eher um die Weiterentwicklung der "Handwerkskunst" im Allgemeinen, unabhängig vom jeweiligen Produkt- oder Projektkontext. Die Ergebnisse können in die tägliche Arbeit einfliessen, müssen es aber nicht. Und häufig werden sie der Welt als Open Source zur Verfügung gestellt.
Bedingt durch die schnelle Verbreitung und dadurch dass er nicht geschützt oder geregelt ist kann der Begriff der Gilden natürlich auch anders verwendet werden. Gerade in einem eher hierarchischen Umfeld ist er mittlerweile oft als Bezeichnung für klassische Koordinationsgremien anzutreffen, etwa als Testmanagement-Gilde. Derartige Verwendungen sind starke Indikatoren für Cargo Cult und sollten daher am besten intensiv hinterfragt werden.