Montag, 18. Juni 2018

Agile Silos

Bild: Wikimedia Commons / Pline - CC BY-SA 3.0
Agile ist im Augenblick ein Hype. Die Kritiker sind zwar nicht verstummt, werden aber kaum noch wahrgenommen und eine Branche nach der anderen, ein Unternehmen nach dem anderen beschliesst mitzumachen. Anders als noch vor einigen Jahren beschränken sich die Agilisierungs-Bemühungen auch nicht mehr auf die Softwareentwicklung. Auch HR, Marketing, Operations, Strategie und praktisch jedes andere Ressort will zukünftig agil sein. Das ist zunächst einmal eine gute Entwicklung - oder?

Die Antwort: im Prinzip ja, im Rahmen der Umsetzung gibt es aber immer wieder Probleme. Agile HR, Agiles Marketing, Agiler Vertrieb, etc. klingen zwar erstmal gut, in der Realität führt diese Umettikettierung aber meistens nicht dazu, dass hier wirklich effektiver gearbeitet wird. Der Grund dafür, dass viele Unternehmen schwerfällig, bürokratisch und ineffektiv sind ist nämlich nicht fehlende Agilität in den organisatorischen Silos, die blosse Existenz der Silos ist der Grund dafür.

Die Phänomene sind allgemein bekannt: der Vertrieb der schneller Aufträge akquiriert als die Produktentwicklung sie abarbeiten kann, die Personalabteilung die unsinnige Weiterbildungen organisiert weil sie zu weil weg von den Bedürfnissen in der Fertigung ist, die Strategieabteilung die Kooperationspartner heranholt deren Systeme mit der eigenen IT inkompatibel sind, all das wird nicht besser dadurch, dass es jetzt noch schneller, wendiger und effektiver stattfindet.

Wenn ein Unternehmen agil werden möchte ist die Agilisierung von Silos nicht der richtige Weg. Der bessere Ansatz wäre es die Silos aufzulösen oder aufzuweichen und stattdessen crossfunktionale Einheiten einzurichten. DevOps als Kombination von Entwicklung und Betrieb greift ja schon um sich, aber warum nicht auch Entwicklung und Vertrieb? Oder warum können Marketing und Einkauf ihre Fortbildungen nicht selbst organisieren, ohne Beantragungs- und Genehmigungsbürokratie?

Natürlich ist das in der Konsequenz viel gravierender als das blosse Einführen einer neuen Methode. Vielleicht steht am Ende eine Struktur in der manche Ressorts aufgelöst werden und andere weitreichende Kompetenzen abgeben. Und natürlich kann das unbequem sein, Egos verletzen und alte Karrierepfade verbauen. Auf der anderen Seite bringt es aber auch viel mehr als das Anbringen eines "Agilen Labels" auf einem Silo in dem die Leute genauso im eigenen Saft schmoren wie vorher.

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