Delivering twice the value in half the time
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Die Aussage "Doing twice the work", die seit je her von Scrum Practitionern kritisch gesehen wird, impliziert, dass die Einführung von Scrum zu einem höheren Durchsatz führt. Egal welche Tätigkeiten ein Team durchführt, es wird in die Lage versetzt noch mehr davon zu leisten. Man spricht im Englischen in diesem Zusammenhang von der Erhöhung des Output. Was nicht klar ist (und hier setzt die Kritik an der Formulierung an) ist, ob der durch diese Tätigkeiten erzeugte Output überhaupt einen Sinn ergibt.
Wer in grossen Organisationen arbeitet kennt das Risiko - viele Teams erzeugen Arbeitsergebnisse von fragwürdigem Wert: Konzepte die an der Realität vorbeigehen, Statistiken die Offensichtliches oder Irrelevantes messen, Funktionalitäten die die Kunden nicht brauchen, etc. Davon mehr zu bekommen hilft niemandem weiter. Und selbst wenn Sutherlands Buch inhaltlich nichts derartiges fordert, der Titel verführt zu diesem Fehlschluss.
Besser ist es, bei jeder bisher durchgeführten Tätigkeit die Sinnfrage zu stellen. Je mehr an Elfenbeintürmen, Junk Charts, Bloatware, etc. weggelassen werden kann, desto mehr Zeit bleibt für die Arbeit an wirklich wichtigen Themen. Um es mit den Worten des Manifests für agile Softwareentwicklung zu sagen: Simplicity - the art of maximizing the amount of work not done - is essential. Viele der Bestandteile von Scrum (Definition of Done, Sprintziel, User Stories, etc.) zielen genau darauf ab.
Diese Art von werthaltigen und sinnstiftenden Ergebnissen nennt man im Englischen Outcome. Da für ihre Fertigstellung im Idealfall nur die nötigste Arbeit verrichtet und alles Unnötige unterlassen wurde, sind der Aufwand und die Zeit die investiert werden müssen deutlich niedriger als im Fall einer Output-orientierten Arbeitsweise. Daher macht die Aussage delivering twice the value in half the time absolut Sinn. Richtig angewandt kann Scrum dafür sorgen, dass in weniger Zeit mehr Mehrwert entsteht.
Ganz aus der Welt bekommen wird man das "Doing twice the work" zwar wohl nicht mehr, zukünftig kann man aber jedem der es falsch versteht zeigen, dass die Formulierung weiterentwickelt wurde. Ganz im Sinn von Inspect & Adapt.