Montag, 5. Juli 2021

Transparenz im galaktischen Bauamt

Grafik: Wikimedia Commons / Nasa - Public Domain

Am Anfang von Douglas Adams Roman The Hitchhiker's Guide to the Galaxy steht die Zerstörung der Erde. Ausserirdische Raumschiffe erscheinen und kündigen die Sprengung des Planeten an um Platz für eine Hyperraum-Autobahn zu schaffen. Auf die entsetzten Bitten das nicht zu tun folgt nur der Hinweis, die Pläne hätten lang genug im Bauamt auf Alpha Centauri ausgelegen, jetzt sei es zu spät für Protest. Und diese Szene ist nicht nur der Beginn einer der bekanntesten literarischen Erzählungen überhaupt, sie ist auch eine beissende Kritik an der scheinbaren Transparenz von grossen Planungsprozessen.

There’s no point acting all surprised about it. All the planning charts and demolition orders have been on display in your local planning department in Alpha Centauri for fifty of your Earth years, so you’ve had plenty of time to lodge any formal complaint and it’s far too late to start making a fuss about it now.
The Hitchhiker's Guide to the Galaxy

Um mit dem offensichtlichsten zu beginnen: die Existenz des galaktischen Bauamts ist den von den geplanten Bauarbeiten betroffenen Menschen gar nicht bewusst, und damit auch nicht, dass man dort Pläne einsehen kann. Dies ist eine deutliche Parallele zu vielen grossen Bau-, Produktions- und internen Change-Vorhaben. Theoretisch hätte man ja wissen können wo die dokumentiert werden, weshalb eine ankündigende Kommunikation für nicht nötig gehalten wird.


Direkt daran anknüpfend kommt dazu, dass der Standort Alpha Centauri von der Erde aus nicht einfach zu erreichen ist. Auch hier kann man eine Gemeinsamkeit zu vielen Grossvorhaben erkennen. Man muss für Einsicht und Einspruch zwar nicht auf andere Planeten, der Zeitaufwand, die nötigen Prozesskenntnisse und die ggf. geforderten Bearbeitungsgebühren sind aber für viele Menschen ein Hindernis das so gross ist, dass es kaum noch überwindbar ist.


Die Kombination aus geringem Wissen und hohem Aufwand führt schliesslich zu einem weiteren Effekt: einem sehr starken Unterschied beim jeweils anfallenden Aufwand. Die planende Seite muss ihn nur einmal auf sich nehmen um die Dokumente zu hinterlegen, die von den Planungen betroffene Seite müsste das immer wieder tun um sicher zu sein, dass es keine Planänderungen gibt. Da in den meisten Fällen aber keine anliegen wäre das unwirtschaftlich und frustrierend, weswegen es meistens unterbleibt.


Der vermutlich weitreichendste Punkt ist aber einer der nicht sofort in Auge fällt: sowohl in Adams Roman als auch in den real existierenden Grossvorhaben fühlen sich die Planungsverantwortlichen absolut im Recht und sehen darum keine Notwendigkeit ihr Verhalten zu ändern. Aus ihrer Sicht wäre es die Holschuld der von den Vorhaben Betroffenen gewesen sich zu informieren ob und in welcher Weise sie betroffen sind. Tun diese das nicht sind sie selbst schuld.


Hier - und das ist entscheidend - liegt auch der Schlüssel für eine bessere Kommunikation: statt es durch zusätzliche Regeln und Standards scheinbar immer offensichtlicher zu machen wo die Betroffenen sich informieren können (was in der Realität aber nur zu noch mehr Bürokratie und Intransparenz führt) müssen die Planungsverantwortlichen auch für die proaktive Kommunikation verantwortlich sein. Was dabei zu beachten ist steht hier.

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