Mittwoch, 31. August 2016

Kommentierte Links (XVI)

Grafik: Pixabay / Geralt - Lizenz

Ethan Bernstein, John Bunch, Niko Canner, Michael Lee: Beyond the Holocracy Hype

Mal wieder ein Longread. Man lernt hier viel über Holocracy, eine Management-Methode die dort ansetzt wo Scrum aufhört: in den höheren Ebenen mittlerer und größerer Unternehmen. Statt fester Manager-Positionen gibt es hier flexible Rollen, die je nach Bedarf von unterschiedlichen Personen wahrgenommen werden können, wodurch eine Entkoppelung von Entscheidungs- und Umsetzungsebene verhindert wird. Über die bloße Erklärung der Rollen und Prozesse werden aber auch Grenzen aufgezeigt, bis zu dem Punkt an dem Mitarbeiter kündigen weil sie sich in den neuen Strukturen nicht mehr wiederfinden.

Lars Jensen: Ein Blatt wendet sich

Die Washington Post dürfte zur Zeit wohl eines der weltweit spannendsten Medien-Experimente sein. Seit der Übernahme durch den Amazon-Gründer Jeff Bezos wird dort in einer Art gearbeitet die sich in vieler Hinsicht an die agilen Frameworks anlehnt: datengetrieben, mit A/B-Tests, kurzen Feedback-Zyklen und IT-gestützten Prozessen. Von der Realität in den deutschen Redaktionen ist das noch Lichtjahre entfernt, bietet aber einen Blick auf eine Zukunft wie sie auch hier irgendwann eintreten könnte.

Jason Little: Why Agile Breaks Your Organization (Edit: Link ist mittlerweile tot)

Die zentrale These von Jason Little beruht darauf, dass es in großen Unternehmen zwei Organisationsstrukturen gibt: eine offizielle, die in der Theorie besser funktioniert als in der Praxis, und eine inoffizielle, die den Laden am Laufen hält (die brauchbare Illegalität, zu der ich bereits etwas geschrieben habe). Im Rahmen von agilen Transitionen werden meistens aus den bisher informellen Prozessen offizielle, da in ihnen Entscheidungen immer dorthin verlagert werden wo sie in der Praxis Sinn machen. Für das Gesamtunternehmen ist das aus wirtschaftlicher Sicht gut, aus organisatorischer Sicht aber kritisch, da die Dysfunktionalität der offiziellen Prozesse jetzt offensichtlich wird.

Patrik Höglund: Hackable Projects (Code Health)

Unter "Hackable" versteht man bei Google nicht etwa, dass ein Projekt Sicherheitslücken hat, sondern dass es jederzeit leicht modifizierbar und umplanbar ist. Konkreter definiert gilt es aus technischer Sicht als hackable sobald die folgenden Kriterien erfüllt sind:
  • Developing is easy
  • Fast build
  • Good, fast tests
  • Clean code
  • Easy running + debugging
  • One-click rollbacks
Aus diesen Kriterien werden die drei Pfeiler Code Health, Debuggability und Infrastructure abgeleitet, deren Google-Definition in einer Serie von Einträgen erläutert wird. Dieser hier ist der erste und dreht sich folgerichtig um Code Health.

Red Herring: How Zalando Tech Became Berlin’s Hottest Workplace

"Radical Agility" klingt erstmal vielversprechend. Was sich anscheinend bei Zalando dahinter verbirgt ist eine Abschaffung der klassischen Abteilungs-, Bereichs- und Teamleiter mitsamt vieler dahinterstehender Kompetenzen: Teamzusammenstellung und Auswahl der Themen an denen gearbeitet wiird erfolgen jetzt beispielsweise selbstorganisiert auf der untersten Ebene. Ich habe ähnliche Konstellationen bereits erlebt, mitsamt der damit verbundenen Herausforderungen. Sich so aufzustellen ist in vieler Hinsicht schwer, aber auch in vieler Hinsicht lohnenswert.

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