Montag, 9. Juli 2018

Jenga-getriebene Retrospektiven

Bild: Flickr / RJP - CC BY 2.0
Wenn Teams sich entscheiden nach Kanban1 zu arbeiten statt nach Scrum fällt vieles weg, was von manchen Menschen als einengend empfunden werden kann, unter anderem die Fixierung auf Sprints von ein bis vier Wochen. Was damit allerdings auch verloren geht ist der automatisch stattfindende Feedback- und Verbesserungszyklus, der durch die am Ende jedes Sprints stattfindende Retrospektive angetrieben und am Laufen gehalten wird.

Nun ist es nicht so, dass es in Kanban keine Retrospektiven gäbe. Sie heissen zum Teil anders (z.B. Kaizen Session, Schulterblick oder KVP-Meeting), aber sie sind da, ohne sie wäre das "manage the flow" nicht möglich. Anders als in Scrum bleibt aber die Frage wann sie stattfinden sollen. "Immer wenn es nötig ist" ist zwar grundsätzlich ein guter Ansatz, bei ihm drohen sie aber vom Alltagsbetrieb verdrängt zu werden. Und feste Intervalle gehen wieder in Richtung Scrum, was oft nicht (mehr) gewünscht ist.

Ein interessanter Ansatz kommt von einem kölner Gamification-Guru und basiert auf einem Jenga-Spiel. Die Grundidee: wie beim normalen Jenga werden nach und nach die Steine aus dem Turm herausgezogen, und sobald er umfällt ist eine Retrospektive fällig. Das Team muss jetzt nur noch vereinbaren wann jeweils ein Stein gezogen wird. Mögliche Anlässe sind:
  • Ein Stein für jeden Tag seit der letzten Retrospektive
  • Ein Stein für jede Aufgabe die in die Expedite-Lane geschoben wird
  • Ein Stein für jede Überschreitung der WIP-Limits
  • Ein Stein sobald ein vereinbartes WIP-Age überschritten wird
  • etc.
Bei diesem Vorgehen würde es spätestens ca alle sechs Wochen zu einer Retro kommen, alleine wegen der Regel, dass ein Stein pro Tag gezogen wird. Je nach vereinbarten weiteren Regeln kann es aber auch deutlich schneller so weit sein, das Vorgehen ist also stark anlassgetrieben. Und zuletzt können Retrospektiven auch spontan angesetzt werden - man muss dafür nur den Turm umwerfen.


1Steht in diesem Fall stellvertretend für nicht-iteratives, durchflussorientiertes Arbeiten, zu weiteren Varianten siehe hier.

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