Donnerstag, 10. Januar 2019

Keine Entschuldigungen im Review

Bild: Pixabay / Geralt - Lizenz
Egal ob im Sprint Review, in einem Stakeholder-Meeting oder bei einer wie auch immer gearteten Ergebnispräsentation - jedes agil arbeitende Team sollte in regelmässigen Abständen seinen Kunden, Sponsoren und Auftraggebern Ergebnisse zeigen. Bestenfalls sollten in diesem oder in einem anderen Rahmen auch Zieldaten und Forecasts kommuniziert werden, um Umsatzplanungen, Kommunikationsstrategien und ähnliches möglich zu machen. Und da der Mensch als solcher nun mal fehlbar und die Realität nicht vorhersehbar ist werden nicht immer alle Ergebnisse zum angedachten Zeitpunkt fertig sein. Was jetzt?

Ein häufiges Verhalten vieler Teams ist es, in solchen Situationen umfangreiche Erklärungen und Begründungen abzugeben. Mitunter in erstaunlichem Detaillierungsgrad wird dargelegt warum man sich in den Aufwandsschätzungen vertan hat, wie es dazu kommen konnte, dass die Planungen zu optimistisch waren oder welche Faktoren dazu geführt haben, dass das ursprünglich realistische Ziel wider Erwarten doch nicht erreicht werden konnte.

Verbunden damit ist in der Regel guter Willen. Transparenz ist bekanntlich eines der Grundprinzipien agilen Arbeitens, es ist also scheinbar nur folgerichtig sie auch in diesem Fall anzuwenden und für jeden nachvollziehbar zu machen warum alles so gekommen ist wie es ist. Zielführend ist dieses Vorgehen allerdings nur selten. Häufiger führt es zu Befremdung und Skepsis bei den Zuhörern, also zum Gegenteil des eigentlich erhofften Ergebnisses.

Zunächst wirken Erklärungen und Begründungen schnell wie Ausreden und Fingerpointing, und zwar auch dann wenn sie explizit nicht so gemeint sind. "Wir wollten ja, aber ..." hinterlässt selten einen guten Eindruck, erst recht nicht wenn es mehrfach geschieht. Und dass es immer wieder geschehen wird ist unvermeidbar, siehe menschliche Fehlbarkeit und Unvorhersehbarkeit der Realität. Besser sind Aussagen wie "Wir sind nicht ganz fertig geworden, arbeiten aber weiter daran." oder "Dieser Lösungs-Ansatz war leider der falsche, basierend auf dem was wir daraus gelernt haben arbeiten wir jetzt an einem besseren."

Des Weiteren sind derartige Themen für die meisten Kunden, Sponsoren und Auftraggeber schlicht uninteressant. Negative (und übrigens auch positive) Implementierungsdetails sind nicht der Grund dafür, dass man sich mit einem Umsetzungsteam trifft. Normalerweise kommen die Teilnehmer solcher Veranstaltungen weil sie Ergebnisse sehen, ausprobieren und Feedback geben wollen und nicht um zu hören wo es Probleme gab die sie weder beurteilen noch beheben können.

Zuletzt fressen Erklärungen und Begründungen Zeit weg die deutlich besser und gewinnbringender genutzt werden könnte. Jede Nacherzählung unerwarteter Hindernisse könnte ersetzt werden durch Hands on-Demonstrationen, Zufriedenheitsmessungen, Verbesserungsvorschläge oder die Vorstellung und Abstimmung von nächsten Schritten. Gerade vor dem Hintergrund, dass in agilen Teams Meetings meistens timeboxed sind ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Das Alles heisst übrigens nicht, dass Fragen nach den nicht gelieferten Ergebnissen nicht beantwortet werden sollen. Das sollten sie auf jeden Fall. Aber nur dann wenn sie gestellt werden und ohne zu viele Details. Die will niemand hören.

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