Donnerstag, 19. September 2019

Das beste agile Skalierungs-Framework der Welt: Reden

Bild: Pexels / Christina Morillo - Lizenz
In den nächsten Tagen werde ich an einer Podiumsdiskussion teilnehmen dürfen, die den etwas reisserischen Titel "Battle of the Frameworks" trägt. Das Ziel: verschiedene agile Skalierungs-Frameworks nebeneinander zu halten, Vorteile und Nachteile zu vergleichen und wenn möglich herauszufinden welcher Ansatz in welcher Situation hilfreich sein könnte und welcher eher nicht.

In der Vorbereitung habe ich mir durch den Kopf gehen lassen welche der bekannten Skalierungs-Frameworks ich schon im Einsatz gesehen habe und bin auf einige gekommen: Scrum@Scale, LeSS, Nexus, SAFe, (Pseudo)Spotify, Flightlevel-Kanban und einige Hybrid-Modelle aus Agile und Wasserfall waren dabei, alle mit Aspekten die gut funktioniert haben und solchen bei denen das nicht der Fall war. Mir ist aber auch klar geworden, dass ich einen absoluten Favoriten habe - einfach miteinander reden.

Bis zu einer Größe von mindestens fünf Teams kommt man damit erstaunlich weit (und ich kenne nicht viele Fälle in denen mehr als fünf Teams Sinn gemacht haben). Wenn die Produktmanager und Product Owner den gemeinsamen Release zusammengehörender Features planen wollen können sie das tun indem sie miteinander reden. Wenn die Entwickler Coding-Standards und Schnittstellen definieren wollen können sie miteinander reden. Wenn die UX-Designer ein übergreifendes Look and Feel herbeiführen wollen können sie miteinander reden, etc.

Das passiert grundsätzlich zwar auch in allen anderen Frameworks, der Unterschied ist, dass Zeit, Ort und Gruppe dabei reglementiert sind. Planung findet im PI-Planning statt, die Klärung von Abhängigkeiten im Scrum of Scrums, die Erarbeitung von Konventionen in der Community of Practice - für nahezu jedes Anliegen lässt sich ein passendes Format finden, dass dann aber auch Risiken in sich birgt: wenn für ein Anliegen kein Format da ist oder wenn dieses erst zu einem anderen Zeitpunkt stattfindet, dann findet eine Klärung oft nicht statt.

Die Alternative: sobald der Bedarf nach Abstimmung aufkommt kann man einfach zu den Betroffenen hingehen, kann sie fragen ob sie einen Beitrag zum Thema liefern können, wann sie Zeit dafür haben und wen sie sonst noch dazuholen würden. Wenn es soweit ist spricht man miteinander, einigt sich und klärt welche nächsten Schritte zu welchem Zeitpunkt gemeinsam angegangen werden sollen. Und das ist es, mehr als das ist in den meisten Fällen nicht nötig.

Dass dieses verblüffend einfache Modell in der Realität kaum vorkommt hat natürlich Gründe: räumliche Trennung, Überplanung durch zu viele Termine, fehlende Entscheidungskompetenzen, fehlende Einsicht in grössere Zusammenhänge und zu viele Abhängigkeiten. Aber an dieser Stelle gibt es auch gute Neuigkeiten - all das kann man ändern, man muss es nur wollen. Und wenn das geschafft ist kann man alle komplizierten Zusammenarbeitmodelle den Grossprojekten überlassen und sich auf das gemeinsame Reden beschränken.

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