Montag, 23. August 2021

Product Operations

Bild: Pexels / RF._.studio - Lizenz

Dass Organisationen die agil arbeiten wollen ihre Teams so neuzuschneiden müssen, dass sie Produkten entsprechen, dürfte mittlerweile Common Sense sein. Ebenfalls durchgesetzt hat sich die Erkenntnis, dass derartige Produktteams von empowerten Produktmanagern oder Product Ownern geführt werden sollten, also von zum Entscheiden berechtigten und befähigten Spezialisten für ihr jeweiliges Produkt. Diese klaren Verantwortlichkeiten einzuführen statt der vorher üblichen Entscheidungs-Kommittees beschleunigt Entscheidungen und reduziert Reibungsverluste.


Für die Inhaber dieser Rollen bedeutet das aber nicht nur Vorteile. Zwar geht die Abstimmungs- und Gremienzeit zurück, dafür liegen jetzt Aufgabenbereiche von erheblichem Umfang in der eigenen Verantwortung, sei es in der Marktforschung, bei der Erstellung von Road Maps und Produktvisionen, dem kurzfristigen Steuern der Umsetzungsteams oder der Erhebung und Visualisierung von Nutzungsdaten als Basis für das weitere Vorgehen. In vielen Fällen wird das zur Herausforderung.


Die besteht zum einen darin, überhaupt den Überblick zu behalten, was nicht nur wegen der z.T. sehr verschiedenen und bereits für sich umfangreichen Themen nicht einfach ist, sondern auch wegen der damit verbundenen verschiedenen Tools. Zum anderen sollen diese Tools, aber auch die Datenstrukturen, die Roadmap-Formate und andere Standards möglichst denen im restlichen Unternehmen entsprechen, um Vergleichbarkeit und Kompatibilität zu sichern. Sehr viel Arbeit.


Ein erster Weg um der dadurch drohenden Überlastung des Produktmanagers oder Product Owners entgegenzuwirken ist die Delegation von Teilen seiner Aufgaben in das Umsetzungsteam. In kleineren Organisationseinheiten ist das meistens auch völlig ausreichend, in grösseren stösst es aber an Grenzen. Nicht nur weil dem Team immer weniger Kapazität für seine eigentliche Arbeit bleibt, sondern auch weil das Problem der fehlenden übergreifenden Kompatibilitäten und Standards bestehen bleibt.


Eine andere Lösung die in den letzten Jahren in den USA entwickelt wurde trägt den Namen Product Operations. Hinter diesem Begriff stehen Unterstützungseinheiten, die unternehmensweit einheitliche Vorlagen für Roadmaps, Produktvisionen, etc. bereitstellen, darüber hinaus aber auch häufige Verwaltungsaufgaben übernehmen können, z.B. das Onboarding von Test-Usern, das toolgestützte Umwandeln von Daten in Grafiken oder das Beauftragen von Marktforschungsinstituten.


Product Operations-Teams übernehmen damit in Teilen vergleichbare Aufgaben wie andere Unterstützungseinheiten. Die Durchführung von Verwaltungstätigkeiten entspricht einem klassischen PMO, im Unterschied zu dem aber mit klarem Focus auf Produkt-Themen, die "Hilfe zur Selbsthilfe" bei Formaten und Standards ist vergleichbar mit den Angeboten der (im Vergleich eher generalistischen) Nexus Integration Teams. Nichts ganz Neues also, aber auf neue Bedürfnisse angepasst.


Wie sich dieser vergleichsweise neue Ansatz bewähren wird, wird spannend zu beobachten sein. Zum Einen ist die Abgrenzung zu verwandten Einheiten noch unklar, etwa zum gerade genannten PMO, aber auch zu Einkauf, Compliance und anderen. Zum Anderen bleibt die Frage ob hier nicht doch wieder notwendige Fähigkeiten und Berechtigungen so weit aus den Teams herausgenommen werden, dass Crossfunktionalität und Reaktionsfähigkeit beeinflusst werden. Man wird es sehen.


Zum weiteren Einarbeiten in das Thema bieten sich an:

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