Montag, 25. Juli 2022

Wie man ein Daily Scrum / Daily Stand-Up durchführt

Bild: Unsplash / Parabol - Lizenz

Neben den Retrospektiven sind die Daily Scrums oder Daily Stand-Ups diejenigen Meetings die am stärksten mit den agilen Frameworks verbunden werden. Durch die Kombination aus täglicher Taktung und kurzer Dauer sind sie ideal für das Arbeiten in einer sich schnell ändernden Umgebung geeignet, egal ob im Rahmen von Scrum, Extreme Programming oder einer anderen Methodik. Wie sie im Einzelnen abzulaufen haben ist zwar kaum reguliert, um so den Teams Freiraum zur Ausgestaltung zu geben, es gibt aber Good Practices, und zwar diese hier.


Status-Berichte

Bei fortgeschrittenen Teams eher verpöhnt, für solche die ihre Arbeitsweise gerade umstellen ein Anfang. Statt nur eine ungefähre Ahnung davon zu haben woran die Kollegen arbeiten gibt es jetzt ein tägliches Update jedes Team-Mitglieds. Das kann sichtbar machen wo es vorangeht, wo Verzögerungen zu erwarten sind, wo Hilfe benötigt wird und wo Missverständnisse bestehen. Das Risiko ist, dass das von einem Austausch im Team zu einem Bericht an den Vorgesetzten oder den Product Owner werden kann.


Aus- und Überlastungs-Berichte

Eine Variante die vor allem bei Teams anzutreffen ist die in kleinteiligen Support- oder Service-Jobs arbeiten. Falls hier eine Aufgabe umfangreicher oder langwieriger wird als gedacht kann im Daily um Unterstützung gebeten werden oder Arbeit kann umverteilt werden. Dort wo in Sprints oder Iterationen oder im Pull-Prinzip aus einem Backlog gearbeitet wird eher unüblich.


Die alten drei Fragen aus Scrum

"Was habe ich gestern gemacht?", Was habe ich heute vor?" und "Was hält mich gerade von der Arbeit ab?" sind eine Ausdifferenzierung des Statusberichts, deren Nutzung es möglich macht Focus zu bewahren und die in Scrum vorgegebenen 15 Minuten Meeting-Dauer nicht zu überschreiten. Trotz weiter Verbreitung sind sie aber mittlerweile aus dem offiziellen Teil von Scrum gestrichen worden.


Die neuen drei Fragen aus Scrum

"Was habe ich gestern gemacht um am Sprint-Ziel zu arbeiten?", Was habe ich heute vor um am Sprint-Ziel zu arbeiten?" und "Was hält mich gerade von der Arbeit am Sprint-Ziel ab?" waren eine Weiterentwicklung der drei Fragen, deren Ziel es war die gemeinsame Arbeit an übergreifenden Themen zu fördern. Sie haben sich (vermutlich auch wegen der sperrigen Formulierung) nicht durchgesetzt und sind ebenfalls wieder aus dem Scrum Guide verschwunden.


"Walking the Board"

Ein Ansatz um komplett von personenbezogenen Berichten wegzukommen. Die Arbeit ist auf einem Board visualisiert und wird der Priorität nach durchgegangen, wobei nur Fortschritte und Hindernisse diskutiert werden und nicht individuelle Beiträge. Setzt voraus, dass wirklich alles woran gerade gearbeitet wird auf dem Board visualisiert wird, auch wenn es kleinere Tätigkeiten sind.


Fortschritts-Messung

Hierbei wird der Fortschritt bei der Erreichung eines (Sprint-)Ziels oder der Fertigstellung eines Liefergegenstandes in den Mittelpunkt gestellt, häufig durch die Aktualisierung eines Burn Up- oder Burn Down-Charts oder das Abhaken auf einer To Do-Liste. Gegebenenfalls kann damit auch ein Soll-Ist-Vergleich zwischen Plan und tatsächlichem Fortschritt stattfinden.


Ergebnis- oder Nutzungs-Check

Bietet sich dort an wo tägliche Updates ausgespielt, A/B-Tests gemacht oder mit häufigem Nutzer-Feedback gearbeitet wird (z.B. von Onsite-Customern). Im Daily kann basierend darauf besprochen werden welche neuen Features gut oder schlecht angenommen werden oder wie stabil sie funktionieren um dann die anstehenden Kurzfrist-Ziele anzupassen oder zu repriorisieren.


Heads-Up

Eine Variante die u.a. dort anzutreffen ist wo sich ein Grossteil der Kommunikation in Kleingruppen ausserhalb des Dailies abspielt (was nicht per se schlimm ist). Der Termin dient jetzt nicht mehr dem Informationsaustausch und der gegenseitigen Koordination sondern der Sensibilisierung für entdeckte Probleme von übergreifender Bedeutung, die nicht im Tagesbetrieb untergehen sollen.


Lessons Learned

Ebenfalls eine Variante für Teams bei denen sich ein Grossteil der Kommunikation in Kleingruppen ausserhalb des Dailies abspielt, und gewissermassen das Gegenstück zur letzten. Im Mittelpunkt stehen hier aber nicht Probleme sondern neue Erkenntnisse, Möglichkeiten und Chancen, die der ganzen Gruppe bewusst gemacht werden sollen um sie ggf. in die weitere Arbeit aufzunehmen. Macht vor allem in einem Discovery-lastigen Umfeld Sinn


Und noch weitere

Die Liste wäre vermutlich noch endlos erweiterbar, da viele Teams mit der Zeit mit neuen und angepassten Formaten experimentieren. Was in der Realität ausserdem vorkommt sind Kombinationen der genannten Typen, immer wieder anzutreffen sind z.B. die drei Fragen mit anschliessender Aktualisierung des Burndown Charts oder "Walk the Board"-Dailies an deren Ende die Frage steht ob jemand noch von besonderen Vorfällen oder Erkenntnissen aus seiner gestrigen Arbeit berichten möchte.


Am Ende kann jedes Team sein Daily gestalten wie es will, das gehört zur Selbstorganisation dazu. Nur eines sollte man nicht machen: stundenlange Meetings die nur ein- oder zweimal pro Woche stattfinden Daily nennen. Das ist Quatsch.

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