Donnerstag, 14. Januar 2021

Digitalisierung (V)

Grafik: Pixabay / Geralt - Lizenz

Einer der Gründe wegen denen ich diese kleine Website betreibe ist, dass ich das hier gesammelte Material zur Wissensvermittlung (und Meinungsäusserung) bei meinen Kunden einsetzen kann - und dass sie auch danach noch dauerhaft darauf zugreifen können. In diesem Zusammenhang sind nach und nach verschiedene Inhalts-Typen entstanden, unter anderem auch einer der mittlerweile so häufig geworden ist, dass er jetzt eine eigene Kategorie bekommt: die der Begriffsdifferenzierungen, in der es darum geht, dass man viele Begriffe auf unterschiedliche Weisen verstehen kann.


Auch heute gibt es wieder eine solche Differenzierung, diesesmal mit einem Klassiker: der Digitalisierung. Denn (Surprise!) auch hinter diesem Wort können sich durchaus verschiedene Bedeutungen verbergen. Diese hier sind aus meiner Sicht die Wichtigsten:


Digitalisierung von Dokumenten

Die vermutlich erste Variante der mit der die meisten der heute Berufstätigen in Kontakt gekommen sind, z.B. weil viele Universitäten seit Ende der 90er von ihren Studenten verlangen, dass Referatsunterlagen und Hausarbeiten auch als Word- oder Powerpoint-Dokument abzugeben sind. In vielen Organisationen bis heute die primäre Form der Digitalisierung. Ein Beispiel dafür wäre der Bundestag, der alle öffentlich zugänglichen Dokumente einfach in PDFs umwandelt und auf seine Website stellt.


Digitalisierung von Kommunikation

Ebenfalls eine grundlegende Form. Zu nennen ist hier zunächst die Digitalisierung der schriftlichen Kommunikation, die zuerst in Form von Emails und später in Messenger-Diensten wie WhatsApp stattfand, noch später kamen dazu die Digitalisierung von Gesprächen mit Voice over IP und von visueller Kommunikation mit den verschiedenen Videoconferencing-Diensten wie Skype oder Zoom. Da über sie nicht nur direkte Kommunikation sondern auch Meetings stattfinden gibt es einen fliessenden Übergang zum nächsten Typ.


Digitalisierung von Arbeitsprozessen

Wenn heute in grossen Organisationen Digitalisierungsprojekte gestartet werden ist meistens diese Variante gemeint, die sich in weiten Teilen mit der Prozess-Automatisierung überschneidet. Moderne Posteingangssysteme sind beispielsweise in der Lage bei eingehender Post die zuständige Abteilung zu erkennen und an sie weiterzuleiten, was früher von Hand passiert wäre. Ein Problem kann dabei auftreten wenn "historisch gewachsene" Abläufe eins zu eins digitalisiert werden. Mit den unsterblichen Worten von Thorsten Dirks: "Wenn sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben sie einen digitalen Scheißprozess."


Digitalisierung von Geschäftsmodellen

Der heilige Gral der heutigen Digitalisierung, wenn man so will. Die Übertragung ganzer Geschäftsmodelle in die digitale Form macht völlig neue Produkte und Dienstleistungen möglich, etwa im Fall von Streaming-Diensten, die nicht nur ein digitalisierter Video-Versand sind, sondern auch Empfehlungs-Algorithmen und interaktive Filme umfassen oder im Fall von digitalen Notenheften, die es durch Software möglich machen aus Orchesterwerken einzelne Stimmen zu extrahieren, die Tonart einzelner Passagen zu verändern oder am Konzert-Ton zu erkennen wann umgeblättert oder gescrollt werden muss.


Digitalisierung von Kreativprozessen

Die höchste Stufe an der aktuell gearbeitet wird, und dazu eine die für viele Menschen leicht gruselig ist, da sie in einen Bereich hineingeht von dem man bis vor kurzem glaubte, dass ihn nur das menschliche Gehirn beherrscht. Da sich diese Entwicklung mit der (final noch ungeklärten) Frage überschneidet was eigentlich Kreativität ist fehlt hier noch eine allgemein anerkannte Definition. Klar ist aber auch, dass bereits heute Tätigkeiten von Computern ausgeübt werden die man früher als kreativ bezeichnet hätte, etwa das Malen von Bildern oder das Schreiben journalistischer Texte.


Digitalisierung des Bewusstseins

Im Moment noch Science Fiction. Auch hier besteht das Problem, dass die Phänomene "Intelligenz" und "Bewusstsein" nicht genau definiert sind, es besteht aber die theoretische Möglichkeit, dass der technische Fortschritt irgendwann zur technischen Singularität und künstlichem Bewusstsein führt. Eine mit Bewusstsein ausgestattete künstliche Intelligenz könnte dann (neben vielem Anderen) in der Lage sein selbst unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Nach allem was wir wissen wäre das die Endstufe dessen was wir als Digitalisierung bezeichnen.

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