Kommentierte Links (XCII)
Das Internet ist voll von Menschen die interessante, tiefgründige oder aus anderen Gründen lesenswerte Artikel schreiben. Viele dieser Texte landen bei mir, wo sie als „Food for Thought“ dazu beitragen, dass auch mir die Themen nicht ausgehen. Wie am Ende jedes Monats gibt es auch diesesmal wieder eine kommentierte Übersicht über die
erwähnenswertesten.
Auf den ersten Blick ist die Aussage dieses Artikels widersinnig: Unternehmen die in der Vergangenheit bereits erfolgreich Veränderungen hinter sich gebracht haben sollen bei neuen Veränderungen eher unflexibel sein? Bei näherer Betrachtung ergibt diese These von Stefan Kühl aber Sinn. Eine Veränderung erfolgreich durchlaufen zu haben bedeutet fast immer, dass die mit dem Umbruch verbundene Phase der Unklarheit und Instabilität in eine neue Stabilität überführt werden konnte. Und wenn die sich gefestigt hat verschwindet damit auch die Flexibilität. Um diese zu erhalten müsste auch weiterhin eine ständige Anpassung und Veränderung stattfinden - auch eine Veränderung von Teilen dessen was gerade erst eingeführt wurde. Das aber würde dazu führen, dass dieser schon wieder anzupassende Wandel nicht mehr als gelungen gilt. So kommt es zur scheinbaren Widersinnigkeit: wer ständige Veränderung nicht hinter sich lässt gilt als nicht erfolgreich, wodurch Unternehmen die sich erfolgreich verändert haben sich mit der nächsten Veränderung schwertun werden.
Mit seinem
Unfix-Model hat Jurgen Appelo dem Thema des
(Dynamic) Reteaming einen neuen Anstoss gegeben, der er hier nochmal verstärkt. Sein Ratschlag ist, sich vor einem grösseren Reteaming zu überlegen welche Ausgangs- und Zielstruktur die Teams haben, bzw. haben sollen. Anhand einer Anordnung auf den beiden Achsen Statisch/Dynamisch und Generalistisch/Spezialisiert kommt er zu vier Typen: All-round (Statisch+Generalistisch), Focused (Statisch+Spezialisiert), Ad-hoc (Dynamisch+Generalistisch) und Flexibel (Dynamisch+Spezialisiert). Was über diese Einteilung hinaus interessant ist sind seine Beispiele aus Unternehmen in denen es verschiedene dieser Team-Typen gibt, die dort verschiedene, dem jeweiligen Typ entsprechende Aufgaben wahrnehmen.
Dieser Text von Dina Smith richtet sich eigentlich an Manager, kann aber auch für Mitglieder selbstorganisierter Teams wertvoll sein. In ihm wird das Thema der Delegation, also des Abgebens von Tätigkeiten oder Verantwortung an andere, aus einer ungewöhnlichen Perspektive betrachtet: der eines Menschen der sich unwohl fühlt wenn er Aufgaben an andere abgibt die er (vermeintlich) auch selbst erledigen könnte. Das ist nicht nur für derartige Personen hilfreich (denen vermittelt wird, dass das Delegieren häufig die bessere Option ist als das selber machen), es hilft auch den anderen dabei einen nicht-delegierenden Kollegen mit anderen Augen zu sehen. Der Grund dafür ist nämlich nicht immer der Wunsch Kontrolle, Herrschaftswissen oder Ähnliches anzuhäufen, häufig ist es auch die Sorge andere zu überlasten oder zu verstimmen. Mit dieser Sicht im Hinterkopf in Gespräche über Delegation zu gehen kann zu anderen und besseren Ergebnissen führen als sonst.
Da ich versuche auf Feedback einzugehen ist der erste hier stehende Link nachträglich durch einen anderen ersetzt worden. Ursprünglich hatte ich hier
einen interaktiven, lehrreichen Twitter-Thread verlinkt, da er aber ohne Twitter-Account nicht gelesen werden kann verlinke ich stattdessen einen besser zugänglichen, bemerkenswerten Artikel von Dmytro Yarmak. In ihm bringt er zwei Welten zusammen die auf den ersten Blick so gar nicht zusammenzupassen scheinen - die eines Agile Coach und die eines Offiziers der ukrainischen Armee im Abwehrkapf gegen den russischen Angriffskrieg. Wenn das was er dort beschreibt auch nur in Ansätzen repräsentativ ist, ist diese Armee in bemerkenswertem Ausmass offen für moderne Führungstechniken.
Wer hier schon länger mitliest weiss, dass ich
gegenüber Grossraumbüros eher kritisch bin. In meiner Erfahrung kommt es fast nie zu den Vorteilen die man sich von ihnen versprochen hat (einzige Ausnahme sind die Einsparungen von Mietkosten), dafür treten reihenweise Nachteile auf. Auch David Brooks ist dieser Überzeugung, die er allerdings mit zahlreichen Quellen untermauert. Wer auf der Suche nach Argumenten gegen diese Art der Bürogestaltung ist kann auf die Links in seinem Artikel klicken und wird dort fündig.